Ringen um Radtrasse geht weiter

Stadt Esslingen schließt Streckenführung durch Weilstraße aus – Bürgerausschüsse verbünden sich

Das zähe Ringen um eine Route für den Radschnellweg zwischen Esslingen und Stuttgart geht weiter. Erneut schalten sich die Bürgerausschüsse in die Debatte ein. Diesmal mit vereinten Kräften von beiden Seiten des Neckars. Mitglieder der Gremien aus der Innenstadt und der Pliensauvorstadt haben sich gemeinsam beraten und lehnen alle bisher veröffentlichten Trassenvorschläge ab. Im Widerstand gegen deren Realisierung wollen sie sich gegenseitig unterstützen.
„Für die beiden Bürgerausschüsse ist es nicht vorstellbar, dass der Radschnellweg mit den vorgegebenen Standards wie mindestens vier Meter Breite, weitgehende Kreuzungsfreiheit und Trennung von anderen Verkehrsarten auf einer der bisher vorgesehenen Trassen realisiert werden kann, ohne den betreffenden Stadtteil und seine Bewohner erheblich und dauerhaft zu schädigen“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Stattdessen schlagen die Beteiligten vor, einen neuen Ansatz zu verfolgen, der die Bereiche rund um die B 10 mit einbezieht. Außerdem fordern sie eine deutliche Verbesserung für Radler unterhalb des Radschnellwegstandards in den Stadtteilen.
In den vergangenen Wochen hatte die neuerdings von Stadt und Land favorisierte Trasse durch die Pliensauvorstadt für Aufruhr gesorgt. Wo genau sie verlaufen könnte, ist zwar noch nicht festgelegt worden. Allerdings ist im Erläuterungsbericht einer Arbeitsgruppe mit Vertretern von Stadt und Regierungspräsidium Stuttgart eine Variante durch die Weilstraße genannt und auch in einer dazu veröffentlichten Karte eingezeichnet. Das hat in der Pliensauvorstadt heftige Kritik hervorgerufen. In der vergangenen Woche ruderte die Stadtverwaltung allerdings zurück. „Die Weilstraße in der Pliensauvorstadt werden wir in den laufenden Planungen zum Radschnellweg nicht weiterverfolgen“, sagte Baubürgermeister Hans-Georg Sigel.
Während Vertreter von Radverbänden sich zwar positiv zu einer möglichen Radverbindung im Süden geäußert haben, den Radschnellweg am Nordufer aber für die bessere Variante halten, regte sich angesichts der neuen Pläne in der Pliensauvorstadt Widerstand. Unter anderem in einer öffentlichen Sitzung des Bürgerausschusses im Januar führten Bürgerinnen und Bürger eine hitzige Diskussion. Hauptkritikpunkt war die Trassenführung durch die verkehrsberuhigte Weilstraße, die unter anderem in einer Karte in einem Erläuterungsbericht von Stadt und Regierungspräsidium eingezeichnet und veröffentlicht worden war. Die Anwohnerinnen und Anwohner brachten vor allem die Sorge um die Sicherheit von Fußgängern zum Ausdruck. Zudem wird moniert, dass eine solche „Rad-Autobahn“ Veranstaltungen auf dem Roten Platz unmöglich machen, den Stadtteil zerschneiden und in der Fortführung Richtung Weil zu Problemen für die Landwirtschaft führen würde.
Auch im Gemeinderat wird eine Streckenführung südlich des Neckars kritisch gesehen. Vertreter aus den Fraktionen von Grünen, Freien Wählern, FDP, CDU und Linken sprachen sich zweifelnd aus, bei der SPD wollte man sich erst nach weiterer Beratung und einer Bürgerbeteiligung eine Meinung bilden. Ursprünglich stand das Thema vergangene Woche im Mobilitätsausschuss zum Beschluss an, wurde aber wieder von der Tagesordnung genommen. Es liefen nach wie vor Gespräche zwischen dem Verkehrsministerium, dem Regierungspräsidium und der Stadtverwaltung, heißt es zur Begründung. „Wir gehen aktuell davon aus, dass wir bis Anfang März umfassend informieren können“, schreibt die Pressesprecherin der Stadt, Nicole Amolsch. Daher plane man für Montag, 6. März, einen außerordentlichen Mobilitätsausschuss.

gg/dan / Foto: Roberto Bulgrin


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