Die Zweitliga-Basketballer der Kirchheim Knights stehen in Corona-Zeiten vor einer außergewöhnlichen Runde

Es sind herausfordernde Zeiten, auch oder gerade im Spitzensport. Dies lässt sich etwa im Basketball ablesen. Nach Auftreten der Corona-Pandemie wurde in Deutschland die Zweitliga-Saison abgebrochen. Nach einigen Turbulenzen schicken sich Liga und Vereine nun an, in eine neue Runde zu starten. Es ist ein Experiment. Wie es ausgeht? Unsicher. Und doch sind sie auch bei den Kirchheim Knights wieder heiß auf Sport – unter ungewohnten Bedingungen, mit zusätzlichen finanziellen Risiken, aber mit Zuversicht und Ehrgeiz.
Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt macht sich nichts vor: „Wir müssen uns auf eine unruhige Saison einstellen.“ Dies bezieht er auf die Rahmenbedingungen in Corona-Zeiten, selbst ein Saisonabbruch sei nicht auszuschließen. Zunächst darf aber wahrscheinlich mit Zuschauern gestartet werden. Für die Knights geht es am Samstag, 17. Oktober, mit einem Heimspiel gegen Science City Jena los (19 Uhr). 300 bis 350 Zuschauer dürften mit gebührendem Abstand und bei Einhaltung des Hygienekonzepts in die Sporthalle Stadtmitte – etwa ein Fünftel der eigentlichen Kapazität. Angesichts der aktuellen Entwicklung könnte es sogar Spiele ohne Zuschauer geben. Da sich der Kirchheimer Zweitligist in wesentlichem Umfang über Ticketerlöse finanziert, wird die Krux klar. Auch die Einnahmen aus dem Catering werden fehlen. „Wir haben wirtschaftlich sehr konservativ agiert und gehen davon aus, einigermaßen durchzukommen“, sagt Schmidt.
Nach dem Abbruch der vergangenen Saison war der Verein auf staatliche Corona-Soforthilfe angewiesen, Geschäftsstellen-Mitarbeiter und die Trainer mussten in Kurzarbeit. Die hat zum Saisonstart nun ein Ende. Und auch die Mannschaft ist gleich voll gefordert, schließlich zählt Schmidt Jena neben Rostock und Bremerhaven zum Favoritenkreis. Wobei auch hier Unsicherheit mitschwingt. „Die Kräfteverhältnisse haben sich wegen Corona verschoben.“
Auf ein konkretes Saisonziel der Knights will sich der Geschäftsführer nicht festlegen, doch Zuversicht ist zu erkennen: „Wir haben ein richtig starkes Team auf die Beine gestellt.“ Wobei bei Redaktionsschluss noch eine Position vakant war. Nachdem Spielmacher Nico Brauner nach einem Mittelfußbruch wohl noch bis Anfang Dezember ausfallen wird, sind die Knights auf der Suche nach einem Ersatz. Laut Schmidt wird es ein junger, talentierter, deutscher Spieler.
Nicht nur im Kader gab es viel Bewegung, auch an der Seitenlinie steht ein Neuer: Trainer Igor Perovic kam aus Elchingen und hat Bundesligaerfahrung. „Er hat einen exzellenten Ruf, Spieler individuell weiterzubringen“, sagt Schmidt. Perovic zur Seite steht Co-Trainer Brian Wenzel.
Mit Brauner, Tim Koch, An dreas Nicklaus, Till Pape, Mirsad Haziri, Kevin Wohlrath und Andreas Kronhardt stehen einige bekannte Gesichter im Kirchheimer Kader. Neu dabei sind Kyle Leufroy, Karlo Miksic, Jalen Fouda und Tidjan Keita. Kurzfristig ist auch Max Mahoney zum Team gestoßen. Der Center ersetzt den eigentlich für diese Position vorgesehenen Ed Morrow, der nach diagnostizierter schwerer Knieverletzung wieder in die USA zurückgekehrt ist.
15 Mannschaften treten in der zweiten Basketball-Bundesliga an – eine unter der Sollstärke und zwei weniger als in der Vorsaison. Während Chemnitz aufgestiegen ist, gab es aus der Bundesliga keine Absteiger. Und Schalke 04 hat sein Team wegen finanzieller Probleme zurückgezogen. Nun rechnet Schmidt mit nur einem Zweitliga-Absteiger. Doch mit dem Abstieg wollen die Knights nichts zu tun haben. Trotz aller Zurückhaltung: Ein Play-off-Platz ist im Bereich des Möglichen. Doch im sportlichen Wettstreit galt schon immer: Ausgang ungewiss. ch / Foto: Tanja Spindler