Die Windkraftanlagen am Goldboden stellen ein Puzzleteil der künftigen Energieversorgung dar

Seit Dezember 2017 betreibt der Energieversorger EnBW am Goldboden auf dem Schurwald drei Windkraftanlagen. Damit können 2500 Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Allerdings fanden die Anlagen auf Winterbacher Markung (Rems-Murr-Kreis) nicht nur Freunde. Neben ästhetischen Bedenken zogen Kritiker die Leistungsfähigkeit der Windräder in Zweifel. Bei einer vom Ortsverband Aichwald der Grünen organisierten Besichtigung erhielten die Teilnehmer Informationen zur Rolle der Anlagen bei der Energiewende.
164 Meter hoch, Flügelspannweite 131 Meter – die Maße der Türme der Windräder auf dem Goldboden nördlich von Hohengehren sind beeindruckend. „Diese Anlagen sind ein Teil der Zukunft der Energieerzeugung. Man muss sie nicht schön finden, aber sie helfen uns, mit dem Klimawandel umzugehen“, sagte Sabine Petrasch von der EnBW, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Andreas Faigle rund 20 Teilnehmer einer Besichtigung über technische Details der Windräder und ihre Rolle bei der Energiewende informierte.
Seit Dezember 2017 liefern die Turbinen der Anlagen Strom für etwa 2500 Haushalte. Doch die Rotorflügel drehen sich nicht ständig, was Kritiker dazu veranlasste, die Angaben zur Windstärke auf dem Schurwald im Windatlas der Landesregierung als unrealistisch zu bezeichnen und die Wirtschaftlichkeit der Anlagen insgesamt zu bezweifeln. Überdies würden die Tierwelt bedroht und die Landschaft des Schurwalds ästhetisch beeinträchtigt.
Doch viele Argumente der Gegner beruhen laut Petrasch auf falschen Annahmen. So sind die Anlagen speziell für geringe Windgeschwindigkeiten ausgelegt und schalten sich bei starkem Wind automatisch ab. Zudem werden sowohl die „Gondel“ genannte Turbine als auch die Flügel computergesteuert in den Wind gedreht. Dabei verdrehen sich die Kabel, die den erzeugten Strom im Turminneren nach unten leiten. Wenn wenig Wind weht, fährt die Gondel in ihre Ausgangsposition zurück, auch dann drehen sich die Flügel nicht. Überdies gebe es vorgeschriebene Abschaltzeiten zum Schutz von Vögeln und Fledermäusen.
„All das hat auf die Leistung der Anlage keinen Einfluss“, sagte Faigle. Anders als die Kritiker dies tun, werde bei der Leistung nicht in Jahresbilanzen gerechnet. „Für Windkraftanlagen wird eine Laufzeit von 25 Jahren angenommen. In der Zeit muss der errechnete Ertrag herauskommen“, sagte Faigle. Sabine Petrasch wies auf einen weiteren Aspekt hin: „Wir haben etwa 16,5 Millionen Euro für die drei Anlagen investiert. Als privatwirtschaftliches Unternehmen bauen wir doch keine teuren Anlagen, um kein Geld damit zu verdienen.“
Unbestritten veränderten die Anlagen den Anblick des Waldes am Goldboden. „Doch der Wald geht nicht an der Windkraft kaputt, sondern am CO2-Ausstoß und am Klimawandel“, sagte Petrasch. Es müsse noch viel geschehen: „In Süddeutschland wird die meiste Energie benötigt, aber wir erzeugen am wenigsten sauberen Strom.“ Deshalb müsse einerseits an den Windkraftstandorten in Norddeutschland Windenergie in Wasserstoff umgewandelt werden, der leicht zu speichern und zu transportieren sei. Andererseits müsse so viel Energie wie möglich dort produziert werden, wo sie auch benötigt wird. „Jede noch so kleine Anlage hilft bei der Energiewende“, sagte Petrasch.
Info: Aufgrund der großen Nachfrage wird am Freitag, 26. Mai, 15 Uhr, ein weiterer Besichtigungstermin angeboten. Anmeldung per E-Mail unter info@gruene-aichwald.de.
pst / Foto: Peter Stotz