Spezialabteilung am Klinikum Nürtingen macht aus Platzmangel dicht
Es wird zu eng im neuen Klinikum auf dem Säer. Das Nürtinger Krankenhaus meldet steigende Patientenzahlen, insbesondere bei den Intensivleistungen. Um nun zusätzlich Flächen dafür zu gewinnen, hat sich die Klinikleitung entschlossen, das renommierte Schlaflabor zu schließen.
Seit dem Jahr 2004 behandelt das Team um Oberarzt Markus Schulz am Krankenhaus Nürtingen Probleme und Erkrankungen wie Schnarchen, Schlafapnoe oder Schlaflosigkeit. Vier Plätze stehen für die Patienten zur Verfügung, ausgestattet mit einem Polysomnografiesystem, das im Schlaf auf 18 Kanälen verschiedene Körpersignale über WLAN aufzeichnet. 2007 hatte die Klinik in die moderne Ausstattung investiert.
Die Nachfrage war vom Start weg hoch. Das verwundert nicht, schaut man in die Statistik: Seit Jahren steigt die Zahl der Schlafstörungen stetig. In ihrem Fahrwasser ziehen sie eine Vielzahl von Folgeerkrankungen, von Depressionen bis hin zu Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Problemen, mit sich. Auf eine Untersuchung im Nürtinger Schlaflabor mussten Patienten deshalb mitunter Monate warten. Rund 500 Patienten sind dort pro Jahr behandelt worden.
Nun gehen im Schlaflabor endgültig die Lichter aus, die niedergelassenen Ärzte wurden bereits vor Wochen gebeten, keine weiteren Patienten an das Klinikum Nürtingen zu überweisen. Begründet hat die Klinik den Entschluss mit dem erhöhten Platzbedarf für die Intensivmedizin – eine Folge der Spezialisierung an der Klinik. „Die Intensivstation platzt aus allen Nähten“, sagt Jan Schnack, der Sprecher der Kreiskliniken. Der Platz des Schlaflabors mit seinen vier Einzelzimmern soll nun für Intensivpatienten genutzt werden. Auch ist ein Bereich geplant, in dem Patienten untergebracht werden können, wenn es zu Verzögerungen beim Bezug ihres Krankenzimmers kommt. Zudem handele es sich bei der Diagnostik im Schlaflabor um eine Leistung, die laut Bestimmungen als ambulant eingestuft sei, weist Schnack auf ein Paradoxon in den Bestimmungen hin. Grundsätzlich falle dies somit nicht in den Aufgabenbereich eines allgemeinen Krankenhauses.
Wer nun eine Schlafdiagnostik braucht, muss bis nach Stuttgart, Göppingen oder Reutlingen fahren, auch die Klinik an der Schillerhöhe betreibt ein Schlaflabor. Immerhin: Von den Mitarbeitern verliert durch die Schließung keiner seinen Job, betont Schnack. mo / Foto: NTZ-Archiv