Deutschland ist ein Kalendermarkt – „Literarischer Katzenkalender“ immer noch der Renner

In jeder Wohnung, in jedem Haus hängt ein Kalender –mindestens einer. Der Wandkalender gewährt nicht nur einen schnellen Überblick über Tag, Woche und Monat.Seine Bilder und zum Teil auch Texte erfreuen, unterhaltenoder bilden sogar weiter. Die Renner unter den verschiedenen Titeln halten sich dabei relativ konstant. Der „LiterarischeKatzenkalender“ ist ein solcher Bestseller, aber auch der „Mondkalender“ oderder „Küchenkalender“.
„Den ‚Literarischen Katzenkalender’ verkaufen wir stapelweise“, sagt Simone Schey. Sie ist Abteilungsleiterin für Sachbuch und Kalender in der Buchhandlung Zimmermann, die in Nürtingen und Kirchheim ansässig ist. Das Thema Katzen bestückt noch weitere zahlreiche Kalender – versehen mit kleinen Texten und Zitaten aus der Weltliteratur. Der „Literarische Katzenkalender“ war der erste seiner Art, es gibt ihn seit mehr als 20 Jahren.
Die Verbindung von Bildern mit Sprüchen und Lebensweisheiten ist laut Schey insgesamt sehr beliebt. Rund 6000 verschiedene Kalender bringen Verlage jedes Jahr auf den Markt. Manche Verlage produzieren sogar ausschließlich Kalender – für die meisten Häuser läuft die Kalenderproduktion neben der Buchproduktion. Für den Buchhändler ist der Kalenderverkauf aufwendig, benötigt man doch eine große Fläche zur Präsentation.
„Die Kunden wollen die Kalender sehen“, sagt auch Ulrike Ehrmann, die in Esslingen die Buchhandlung Provinzbuch betreibt. Denn Kalender würden nicht im Onlinehandel bestellt. Ehrmann hat sich aus Platzgründen darauf beschränkt, ihre Bestseller an eine der Säulen im „Provinzbuch“ aufzuhängen. Der Katzenkalender ist auch dabei, aber auch zahlreiche Kalender, die regionale und lokale Motive zeigen – als Fotografien oder als Zeichnung. Einige dieser Kalender bekommt Ehrmann von Autoren, die im Selbstverlag produzieren, angeboten.
Die Nachfrage nach regionalen und lokalen Kalendern kennt auch Simone Schey gut. Kirchheim oder Nürtingen in Bildern hängen sich die Kunden gerne in die Wohnung. Gut nachgefragt sind auch Kalender zur Wissensvermittlung.
Ein weiterer Bestseller ist laut Schey der Lebensfreudekalender mit Weisheiten wie „Lächle, und man wird dich anlächeln“. Auch Esoterik verkauft sich gut. „Den Mondkalender nehmen viele Kunden mit“, erklärt die Abteilungsleiterin. Oft seien das Friseure, die den Kalender in ihren Salon hängen und Haarschneide- oder Färbetermine für ihre Kunden nach den Mondphasen ausrichten.
Firmen interessieren sich meist für Kunstkalender, die als Dekoobjekte in Praxen und Kanzleien hängen. Die großformatigen Teile kosten oft bis zu 100 Euro, kleinere Kalender aus dem Kunstbereich zwischen 35 und 50 Euro. Der Buchhandel bestellt Anfang des Jahres seine Exemplare, also demnächst die Kalender für das Jahr 2020. Ausgeliefert werden diese dann im August. Und ab Oktober hängen sie in den Buchläden, Drogeriemärkten und Kaufhäusern.
Manche Kalender hängen auch Ende Dezember noch im Handel. Bei der Buchhandlung Zimmermann hat man für plötzlich nicht mehr aktuelle Produkte eine Zukunft gefunden: „Wir spenden sie an Kindergärten oder Altenheime, dort werden die Bilder für verschiedene kreative Handarbeiten verwendet“, erklärt Schey.
Was aber tun mit abgelaufenen Kalendern, deren Fotos man auch nach dem 31. Dezember nicht einfach im Altpapier versenkenwill? Etwa wiederverwenden? ImInternet findet man Hilfe: Dort lässtsich berechnen, wann Kalendertage, Wochen- und Feiertage wieder genau so liegenwie im abgelaufenen Jahr. Der 2018er passt erst wieder im Jahr 2029, in elfJahren also. bob / Foto: Schindele