Schweinepest-Risiko durch Müll

Wälder im Landkreis werden als Müllkippen missbraucht – Wenn Tiere die Abfälle fressen, können sie krank werden

Wenn sich der Ohmdener Revierförster Markus König auf seinem Smartphone das Foto jenes Tages anschaut, kann er nur ungläubig den Kopf schütteln. Es zeigt ein ganzes Spanferkel, halb roh, in einem Gestrüpp liegend. Einfach in den Wald geworfen. Zugeschickt hat ihm das Bild einer seiner Jagdkollegen, der den Tierkadaver zufällig bei einem Spaziergang Anfang März gefunden hat. „Das ist mir völlig unbegreiflich“, sagt König. Zum einen ärgert ihn das rücksichtslose Verhalten, das hinter dieser Aktion steckt. Zum anderen birgt illegal abgeladener Müll wie dieser eine ernsthafte Gefahr für Tiere und Pflanzen.

Kein Kavaliersdelikt
Mindestens gleichwertig, teilweise sogar schlimmer, ist der kleinteilige Müll. Förster Markus König erklärt: Auf Waldparkplätzen, die gut angefahren werden können, passiere es laufend, dass Menschen dort ihren Unrat abladen. Davon abgesehen, dass dies kein Kavaliersdelikt ist – können besonders Lebensmittel und deren Verpackungen verheerende Folgen haben. Denn wenn beispielsweise Wildschweine eine Wurst- oder Fleischpackung finden, könnten sie sich darüber mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizieren. Je nachdem wo das Fleisch herkommt, könnte es mit dem Virus kontaminiert sein. In den Medien fällt deshalb immer wieder der Begriff „Wurstbrot-Seuche“.
Für den Menschen ist ASP ungefährlich. Wer kontaminierte Fleischprodukte zu sich nimmt, merkt dies nicht. Aber für Schweine und Wildschweine endet eine Infektion mit dem Virus in der Regel tödlich. Besonders in Osteuropa und den östlichen Bundesländern breitet sich die Seuche aus, in Sachsen und Brandenburg gibt es zahlreiche Fälle – auch unter Wildsauen. Baden-Württemberg war lange Zeit verschont geblieben. Kürzlich wurde ASP erstmals in einem Mastbetrieb im Landkreis Emmendingen festgestellt. 16 von 32 Schweinen verendeten dort qualvoll. Fatal wäre eine Ausbreitung hierzulande nicht nur für die Gesundheit der Tiere, sondern auch für die Landwirtschaft.

Alles mit nach Hause nehmen
Königs Aufforderung an die Waldbesucher ist deshalb klar: „Was ich in den Wald mitnehme, das nehme ich auch wieder mit nach Hause.“ Selbst die vereinzelt aufgestellten Abfallkörbe an den Park- und Grillplätzen sollten möglichst nicht genutzt werden. Auch dort könnte es passieren, dass Tiere an die Abfälle gelangen. Wer also nach dem gemütlichen Grillnachmittag nicht alle Würstchen gegessen hat, der sollte sie wieder einpacken und zuhause im Hausmüll entsorgen. Das gilt auch für alle Verpackungen – besonders für ganze, rohe Spanferkel.
Der Müll bringt aber noch eine weitere große Gefahr mit sich. Man stelle sich vor, ein Spaziergänger schnippt einen Zigarettenstumpen weg, dieser glüht noch leicht und landet in trockenem Gras – gerade in den heißen und trockenen Sommermonaten ist die Waldbrandgefahr hoch. „Was viele nicht wissen“, sagt König, „von März bis einschließlich September herrscht generell Rauchverbot im Wald.“ Selbstverständlich sollte man aber auch in den ausgenommenen Monaten nicht rauchen und schon gar keine Zigarettenkippen in die Natur werfen. Gleiches gilt für Glasflaschen und Scherben. Denn durch den sogenannten Brennglaseffekt könnten sich trockenes Laub oder Reisig entzünden. Zuletzt sei es über die Ostertage sehr trocken gewesen, sagt König. Das hätte dazu geführt, dass im Sauhag bei Denkendorf zwei kleinere Waldbrände entstanden sind.

Teure Entsorgung
Eine Frage, die sich König zudem stellt: „Was denken die Leute, wer den Abfall wegräumt?“ Es sind nämlich die Waldbesitzer und Kommunen, die für die Beseitigung des umweltschädlichen Mülls sorgen müssen. Sie bleiben in der Regel auf den Kosten sitzen. Wie eine Sprecherin des Landratsamtes erklärt, kostet das mehrere Tausend Euro.
Im Jahr 2020 gab es im Kreis etwa 60 gemeldete Fälle illegaler Müllentsorgung in der Natur. 2021 stieg die Zahl auf 90 Fälle.

dcb / Foto: Pixabay


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