Corona-Pandemie: 150 Personen arbeiten im Landratsamt an der Kontaktpersonennachverfolgung

Es sind mittlerweile 150 Männer und Frauen, die beim Gesundheitsamt des Landkreises Esslingen arbeiten, um Kontaktpersonen von Corona-Infizierten nachzuverfolgen. Unter den Mitarbeitern sind 15 Soldaten der Bundeswehr. Nach wie vor gilt das Ausfindigmachen und das Unterbrechen von Infektionsketten als ein wichtiges Instrument im Kampf gegen das Virus.
Der Landkreis Esslingen hat mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 163,9 (Stand Montag) mit die höchsten Werte im Land Baden-Württemberg – und auch eine der höchsten in Deutschland. Mit den exponentiell steigenden Infektionszahlen steigt auch die Zahl der Kontaktpersonen an. „Diese Zahlen haben sich im Vergleich zur ersten Welle deutlich erhöht“, sagt Dominique Scheuermann, die Leiterin des Gesundheitsamts im Kreis. Waren es in der Zeit der ersten Pandemie-Welle im Schnitt zwei bis vier Kontakte pro Infiziertem, so haben es die Kontaktpersonenmanager nun mit zehn bis 30 Personen zu tun. „Da sich die Zahl der Neuinfizierten zuletzt im Wochenrhythmus verdoppelt hat, haben wir als erster Landkreis in Baden-Württemberg um Amtshilfe bei der Bundeswehr ersucht“, erklärt Landrat Heinz Eininger. Seit 14. Oktober sind nun auch 15 Soldatinnen und Soldaten mit der telefonischen Kontaktaufnahme mit Infizierten und deren Kontaktpersonen beschäftigt.
So wie Levin Kammerer. Der 22-jährige Stabsgefreite ist derzeit für den Erstanruf bei Infizierten zuständig. „Ich kontaktiere die sogenannten Indexfälle und vervollständige mit ihren Angaben die Akte“, erklärt er. So werde festgehalten, wann jemand welche Symptome hatte, mit welchen Menschen er zwei Tage vor dem Abstrich oder zwei Tage vor den ersten Symptomen Kontakt hatte, wo er sich in der fraglichen Zeit aufgehalten hat und anderes mehr. Dadurch entsteht eine Liste, die dann an einen sogenannten Kontaktpersonenmanager weitergereicht wird. Diese befragen wiederum das Umfeld nach Art des Kontakts. Unterschieden wird zwischen Kontakt-Kategorie 1 oder 2, was wiederum entscheidend für die Notwendigkeit der Quarantäne ist. „Die meisten Menschen reagieren freundlich und verständig“, sagt Stephanie Faßbender, im Rang eines Hauptgefreiten. Man müsse immer höflich und menschlich sein, fügt sie hinzu. Sie mag ihre Tätigkeit: „Sie ist anstrengend, aber abwechslungsreich. Jeder Fall ist anders.“
Die Bundeswehrangehörigen sind Teil des Artilleriebataillons 295, das in Stetten am kalten Markt stationiert ist. Sie arbeiten in zwei Sieben-Tage-Schichten und wohnen momentan noch in einem Hotel in Fellbach. Es laufen derzeit Bemühungen, sie in fußläufiger Nähe zum Einsatzort im Esslinger Landratsamt unterzubringen, wie Eininger ankündigt.
Trotz sogenanntem kleinen Lockdown steigt die Zahl der Infizierten im Landkreis derzeit weiter an. Gesundheitsdezernent Christian Baron nennt das Infektionsgeschehen „größtenteils diffus“. Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen würden zudem im Kreisgebiet verzeichnet. In Flüchtlingsunterkünften und im Frachtzentrum in Köngen hingegen flauten die Ansteckungen ab. „Die Ansteckungen finden nun größtenteils im häuslichen Bereich statt.“
Pro Tag werden so bis zu 600 Kontakte nachverfolgt. Jedes Telefonat dauert etwa eine halbe Stunde. „Wir können den Großteil der Kontakte nachverfolgen, häufig mit Verzögerungen, stoßen aber mitunter an unsere Grenzen“, sagt Scheuermann. „Es ist schwieriger geworden.“ Für Scheuermann ist es wichtig, „dass wir die Qualität unserer Arbeit nicht herunterschrauben“. Umso wichtiger sei die Kooperation der Kontaktpersonen.
150 Mitarbeiter sind derzeit im Kreis mit der Kontaktverfolgung beschäftigt. Darunter sind 15 Kräfte der Bundeswehr, zeitweise 66 Mitarbeitende aus anderen Bereichen der Kreisverwaltung, fünf Mitarbeiter eines Callcenters sowie 15 Mitarbeiter des Callcenters der Kreissparkasse. Es sollen vier weitere Ermittler und acht Kontaktpersonenmanager eingestellt werden. Laut Landrat Eininger laufen Gespräche mit dem Flughafen. Von dort sollen Mitarbeiter mit diversen Sprachkenntnissen gewonnen werden. bob / Foto: bul