Selfie mit Jesuskind

Krippenausstellung im Museum für Alltagskultur in Waldenbuch: Weihnachten in verschiedenen Kontexten

  

Weihnachtszeit – Krippenzeit. Allerorten werden die Familienkrippen ausgepackt und aufgebaut. Das Landesmuseum Württemberg präsentiert im Museum für Alltagskultur in Waldenbuch durchaus originelle Stücke. Bis zum 4. Februar sind die Besucher eingeladen, auf Entdeckungsreise zu gehen, denn die 29 Krippen aus dem Museumsdepot sind in die Dauerausstellung integriert.
Es sind im Wesentlichen Krippen aus dem Bestand des Museums, die auch schon in den Jahren zuvor zu sehen waren. Zum Beispiel die neapolitanische Krippe oder die Tiroler Krippe, die das Ereignis der Jesusgeburt ins Gebirge verlegt. Durch die Platzierung in der Dauerausstellung entsteht im Museum, wie in jeder Wohnung, ein Zusammenspiel von Krippe und ihrem jeweiligen räumlichen Umfeld. Die Präsentation überrascht mit ungewöhnlichen Verbindungen. Auf diese Weise lassen sich Krippen wiederum ganz neu entdecken.
Neben den Krippenklassikern ist auch eine Neuanschaffung dabei: Die Hipster-Krippe aus den USA, die die heutige Großstadtkultur widerspiegelt – mit veganen Lebensmitteln, Solarzellen auf dem Dach der Scheune, den drei Königen, die auf Segways anreisen, und einer heiligen Familie, die von sich und dem Baby ein Selfie schießt.
Andere Krippen präsentieren sich in bestimmten zeitlichen Rahmen, bespielsweise in einem Wohnraum der 50er-Jahre mit Nierentisch und Margarine-Werbung. In den Räumen, die die 60er- und 70er-Jahre-Requisiten enthalten, werden die Krippen in die Schränke und Anrichten mit orange-grünem Geschirr und Heino-Schallplatten integriert.
Um die Bedeutung des Weihnachtsfests für das Hier und Heute zu betonen, wird die Geburtsszene immer wieder an vertraute Orte und in die Gegenwart verlegt. So bei der Ulmer Krippe ins Ulm des frühen 19. Jahrhunderts: Die ganze Stadt ist auf den Beinen, um Jesus in der Krippe zu besuchen – egal ob Bauer, Priester, Diener oder Edelmann. Die Darstellung zeigt, dass das Ereignis die Menschen vereint.
Krippen verändern sich im Laufe der Jahrzehnte, sei es in der Ausstattung, im Hinblick auf technische Finessen, sei es in der Art, wie man sie ausstellt. So auch die Tiroler Weihnachtskrippe „Probst“ im Glaskasten. Vor mehr als 200 Jahren wurde sie von den Holzbildhauern der Familie Probst geschaffen. Damals gab es natürlich kein elektrisches Licht. Dieses wurde erst in den 1950er-Jahren ergänzt. Mitten in der dunklen Jahreszeit ist Weihnachten eben auch ein Fest des Lichts. Ob am Weihnachtsbaum, am Adventskranz oder in der Krippe – das elektrische Licht hat dabei neue Möglichkeiten geschaffen.
Eine handwerklich in Holz gearbeitete Krippe haben die Museumsleute in die ausgestellte Zimmermannswerkstatt platziert. Ganz profan kommt das „3-Pack-Holy-Family-Set“ daher: Noch nicht ausgepackt steht es im Regal.
Laut Museumsleiter Markus Speidel geht es in der Ausstellung auch darum, die verschiedenen Annäherungen an Weihnachten bis hin zur Ablehnung von Weihnachten darzustellen. „Jeder Krippenbauer hat versucht, Weihnachten in den eigenen, den für ihn aktuellen Kontext zu integrieren“, sagt Speidel und verweist auf Modeströmungen und Zeitgeistsymbolik, die wahrzunehmen sind.
Neben den Krippen hat das Museum noch einzelne Räume ein wenig weihnachtlich dekoriert. So zum Beispiel die ehemaligen Wohnräume der Familie Gayer, die in der ersten Etage zu finden sind. Familien sind zum Rundgang durchs Museum eingeladen und zur Teilnahme an einem Gewinnspiel. Wer die Fragen zur Spurensuche durch die Ausstellung richtig beantwortet, nimmt an einer Verlosung teil. bob / Foto: Landesmuseum

Info: „Krippen entdecken. Eine weihnachtliche Spurensuche durchs Schloss“ ist bis 4. Februar geöffnet, dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von10 bis 18 Uhr.


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