Singe, wem Gesang gegeben

Der Männergesangverein Liederkranz Schanbach wird 125 Jahre alt – Fehlender Nachwuchs – Werben um Frauenstimmen

Der Männergesangverein Liederkranz Schanbach ist ein eingeschworener Haufen. In diesem Jahr wird er 125 Jahre alt. Und obwohl bislang nur sangesfreudige Männer mitmachen durften und immer noch dürfen, verwundert es auf den ersten Blick umso mehr, dass der Verein zuletzt ausgerechnet mit einem Workshop-Tag nur für Frauen ins Jubiläumsjahr gestartet ist. Die Resonanz stellte die Verantwortlichen zufrieden. Das Angebot gab es aber nicht ganz ohne Hintergedanke. „Wir planen im Herbst einen Projektchor für Frauen zu machen“, kündigt Bernd Wiedmann an, der den Verein seit 14 Jahren federführend als Vorsitzender leitet. Was sich daraus ergebe, sei völlig offen. Jedenfalls hofft der Liederkranz, dass sich vielleicht einige der Frauen aus dem Workshop für den Projektchor interessieren könnten.
Laut Wiedmann wird es nicht nur für den Liederkranz immer schwieriger, neue Sänger für den Männerchor zu gewinnen. Dass die Idee, Frauen stärker in das Singen einzubinden, nicht ganz neu ist, zeigt ein Blick in die Chronik des 125 Jahre alten Gesangvereins. Im Jahr 1924, also vor fast 100 Jahren, trat ein gemischter Chor bei einer Gesangbuchfeier in der evangelischen Kirche in Schanbach auf. Der Erfolg war wohl so groß, dass die Generalversammlung des Liederkranzes im Jahr 1926 beschloss, bei „besonderen Gelegenheiten“ auch als gemischter Chor zu singen. Allerdings verlor sich dieser damals revolutionäre Ansatz alsbald wieder im Dunkel der Geschichte und ist bis heute laut Wiedmann kein Thema mehr gewesen – oder zumindest fast kein Thema, denn seit 2015 leitet mit Isolde Holzmann eine Frau sowohl den Hauptchor als auch die „Stimmbandschoner“. Während der Hauptchor sich vor allem der klassischen Chormusik verschrieben hat, singen die „Stimmbandschoner“ seit 2010 eher modernere Lieder.
Manche Sänger wie Uwe Gienger, der sich beim Liederkranz um die Finanzen kümmert, singen sogar in beiden Chören. Angefangen hat Gienger vor fünf Jahren bei den „Stimmbandschonern“, doch schon bald machte er auch beim Hauptchor mit. „Der Kameradschaft wegen“, wie er sagt. Der Verein sei schon ein „toller Haufen“ und es mache „einfach Spaß“, zu singen.
Gegründet wurde der Männergesangverein Liederkranz Schanbach im Jahr 1898 von 16 Schanbacher und Krummhardter Sängern. Deshalb hatte der Verein anfangs auch Gesangverein Schanbach-Krummhardt geheißen. Wann er sich schließlich seinen heutigen Namen gegeben hat, ist nicht dokumentiert. Schriftführer Friedbert Krieg vermutet, dass das schon bald nach der Gründung geschehen sein muss. Was aber über 125 Jahre hinweg konstant geblieben ist, ist das Vereinsziel, wie es im Jahr 1898 in den Statuten formuliert wurde: „Der Gesangverein Schanbach-Krummhardt stellt sich die Aufgabe, den Gesang – nach Maßgabe der ihm zu Gebot stehenden Kräfte auch den kirchlichen – zu pflegen, sowie den Mitgliedern gesellige Unterhaltung zu bieten“.
Bis sich der Männergesangverein allerdings eine eigene Fahne leisten konnte, hatte es laut Wiedmann ein paar Jahre gedauert. Sie wurde erst 1903 geweiht und zählt heute zu den wertvollsten Dingen, die der Verein sein Eigen nennt – in ideeller, aber auch in finanzieller Hinsicht. „Damals hatten die Leute einfach nicht so viel Geld“, sagt der Vereinschef. Die benötigten 470 Mark wurden seinerzeit durch Spenden der Mitglieder finanziert. Laut Friedbert Krieg wurde das historische Stück vor zehn Jahren in einer Karlsruher Fahnenfabrik für 3000 Euro restauriert. „Die Kanten gingen langsam weg, und der Stoff hat sich aufgelöst“, erzählt Krieg. Ihm sei damals gesagt worden, dass es heute 40 000 Euro kosten würde, die Fahne von Hand herzustellen. Zu sehen ist sie unter anderem bei den Auftritten der beiden Chöre. 

Info: Proben des Hauptchors finden donnerstags von 19.30 bis 21 Uhr im Vereinsraum der Schurwaldhalle statt, die „Stimmbandschoner“ treffen sich dort alle 14 Tage freitags. Am 22. April steht ein Jubiläumsabend in der Schurwaldhalle an. Am 23. Juli findet ein historisches Sommerfest auf dem alten Festgelände in der Ziegelgasse statt, am 28. Oktober eine Geburtstagsparty in der Schurwaldhalle.

kai / Repro: Andreas Kaier


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