In Esslingen wird am 11. Juli ein neues Stadtoberhaupt gewählt – Sechsköpfiges Bewerberfeld

Esslingen hat die Qual der Wahl: Fünf Kandidaten und eine Kandidatin gehen ins Rennen, wenn die Bürgerinnen und Bürger am kommenden Sonntag, 11. Juli, einen neuen Oberbürgermeister oder eine neue Oberbürgermeisterin wählen. Seit Wochen ist die Bewerberriege – soweit es Corona erlaubt – in der Stadt und im Internet präsent, um sich und die eigenen Programme publik zu machen.
Zahlreiche Themen wurden in verschiedenen Diskussionsformaten beleuchtet, vieles war nur virtuell möglich. Nun haben die Wählerinnen und Wähler das Wort. Vittorio Lazaridis (Grüne), Martin Auerbach (Linke), Matthias Klopfer (SPD), Gebhard Mehrle (parteilos), Gabriela Letzing (parteilos) und Daniel Töpfer (CDU, Freie Wähler und FDP) bewerben sich um die Nachfolge des scheidenden Stadtoberhaupts Jürgen Zieger.
Mehr als 23 Jahre war Zieger in Esslingen Oberbürgermeister – nun geht er Ende September in den Ruhestand. Regulär hätte seine Amtszeit im kommenden Jahr geendet. Er wolle mit seiner Frau Angela nach dem 30. September ein Leben ohne ausgefüllten Terminkalender und Sieben-Tage-Woche führen, hatte Zieger bei der Ankündigung seines Abschieds im März dieses Jahres gesagt. Coronabedingt habe er die Entscheidung noch um ein Jahr verschoben, nun ist die Zeit der OB-Rente aber gekommen.
Nicht zuletzt die Gemeinderatsfraktionen hat Zieger mit seiner Ankündigung überrascht. Doch diese sind auf ihrer Suche nach Kandidaten recht zügig fündig geworden. Am schnellsten war die SPD. Die Genossen schicken den Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer ins Rennen um den Chefsessel im Esslinger Rathaus. Nach 15 Jahren als OB in Schorndorf wolle er sich einer neuen Herausforderung stellen, mit reichlich Energie, Gestaltungswillen und Ideen, sagte der 53-Jährige bei seiner Vorstellung. Martin Auerbach (44), der in einer Jugendhilfe-Einrichtung arbeitet, sitzt für die Linken im Esslinger Gemeinderat und im Kreistag. Bei Themen wie Klimaschutz, Verkehrswende, bezahlbarem Wohnraum und Stärkung des kulturellen Lebens will Auerbach Akzente setzen. Der von den Grünen unterstützte Vittorio Lazaridis ist seit 2009 Stadtrat in Stuttgart und derzeit Ministerialdirigent und Leiter der Abteilung „Allgemeinbildende Schulen, Elementarbildung“ im baden-württembergischen Kultusministerium. Er wolle die Zukunft der „attraktivsten Stadt der Region“ mitgestalten, sagte der 53-Jährige.
CDU, Freie Wähler und FDP haben sich auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigt: Daniel Töpfer, den 32-jährigen Bürgermeister der 8000 Einwohner zählenden Gemeinde Weissach. In Esslingen will Töpfer Herausforderungen wie Digitalisierung, Mobilität, Klimaschutz und serviceorientierte Verwaltung anpacken. Zum Schluss der Bewerbungsphase warfen noch zwei Unabhängige aus Esslingen ihre Hüte in den Ring. Die 55-jährige Kommunikationsdesignerin und vegane Köchin Gabriela Letzing hat ihr Programm an den Zielgrößen Fülle, Frieden, Gerechtigkeit, Gesundheit und Freiheit ausgerichtet. Der Rechtsanwalt Gebhard Mehrle (51) fordert, dass insbesondere der Informationsfluss zwischen Gemeinderat, Verwaltung und Bürgerschaft besser werden müsse.
Das Kandidatenfeld hatte im coronabedingt eingeschränkten Wahlkampf teilweise auch an digitalen Podiumsdiskussionen zu unterschiedlichen Themenfeldern Stellung bezogen. Nun geht es in den Wahlkampfendspurt, ehe am Sonntag die Wählerinnen und Wähler zur Urne schreiten. Sollte es am Sonntag niemand auf den Chefsessel im Esslinger Rathaus schaffen, findet am 25. Juli der zweite Wahlgang statt. ch / Foto: Ines Rudel