Spatenstich für neuen S-Bahnhof

Auftakt der Arbeiten für Verlängerung der S-Bahn von Bernhausen nach Neuhausen – Erst 2027 geht Strecke in Betrieb

Mit einem kleinen Spatenstich haben die Bauarbeiten für den S-Bahnhof in Neuhausen begonnen. „Jetzt ist der Weg für unsere Unterführung zur S-Bahn frei“, sagte Neuhausens Bürgermeister Ingo Hacker. Für 2,6 Millionen Euro baut die Gemeinde den Durchgang vom Ort zu den Gleisen. Eine Arbeitsgruppe mit Kommunalpolitikern hat das Projekt geplant. Lange musste die Fildergemeinde ihre Pläne für den Bahnhof auf Eis legen, weil sich das S-Bahn-Projekt immer wieder verzögert hatte. Zunächst war der Betriebsbeginn 2019 geplant. Derzeit gehen die Planer davon aus, dass die vier Kilometer lange Strecke frühestens Ende 2027 fertig wird.
Die gesamte Strecke wird laut Ingo Hacker 210 Millionen Euro kosten. Diesen Betrag teilen sich die Projektpartner. Neben Filderstadt und Neuhausen sind das der Landkreis Esslingen, der Verband Region Stuttgart und die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Das Verkehrsunternehmen plant voraussichtlich im Herbst noch einen großen Spatenstich, wenn die Arbeiten an der Strecke beginnen.
In Neuhausen sind die städtebaulichen Weichen bereits jetzt gestellt. Für die 2,6 Millionen Euro teure Unterführung bekommt Neuhausen 1,5 Millionen Euro an Zuschüssen. Der Bau des künftigen Bahnhofs eröffnet Hacker zufolge für die auf 13 000 Einwohner wachsende Gemeinde eine große städtebauliche Chance. Rund um das Bahnhofsareal soll eine zweite Ortsmitte entstehen. Neben einem Busbahnhof ist dort ein multimodaler Verkehrsknoten geplant. So möchte die Gemeinde den öffentlichen Nahverkehr und den Radverkehr optimal vernetzen. Unter anderem ist am neuen Bahnhof ein Fahrradturm geplant, damit Pendler ihre teuren Fahrräder tagsüber sicher abstellen können.
Zum Spatenstich kamen auch Thomas Moser, der Vorstandschef der SSB, sowie Thomas Bopp, der Vorsitzende der Regionalversammlung. Der Verband Region Stuttgart ist Aufgabenträger des Projekts. Weil er mit der Deutschen Bahn als Projektträger für die S 60 zwischen Böblingen und Renningen vor Jahren schlechte Erfahrungen wegen stark steigender Kosten gemacht hatte, betraute der Verband die SSB mit dem Projekt. Aber auch deshalb, weil die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen eng mit den SSB-Stadtbahn-Projekten U 5 in Leinfelden und U 6 bis Flughafen/Messe verbunden ist.
Die Hoffnung, dass dieses Projekt schneller fertig wird und dass es im Kostenrahmen bleibt, erfüllte sich jedoch auch jetzt nicht. Wegen zahlreicher Plan- und Gesetzesänderungen – vor allem für den Lärmschutz, aber auch wegen des von der Region gewünschten 15-Minuten-Takts – verteuerte sich das Projekt. Hinzu kommen beträchtliche Mehrkosten wegen der Verzögerung und der stark steigenden Baupreise. Anfangs war man von Kosten von unter 100 Millionen Euro für die vier Kilometer lange Strecke ausgegangen. Ob es bei den nun veranschlagten 210 Millionen Euro bleiben wird, ist fraglich.
Trotzdem ist die Freude in Neuhausen groß. Denn nun dürfen die kommunalen Planer loslegen. Zunächst sind diese noch ausgebremst worden, weil Eidechsen umgesiedelt werden mussten. Nun ist die letzte Baracke auf dem Gelände abgerissen, Bagger sind angerückt. Beim Spatenstich dankte Bürgermeister Hacker den alten und neuen Gemeinderäten dafür, „dass sie beim S-Bahn-Projekt drangeblieben sind“. Der lange Atem habe sich gelohnt. „Sie haben immer daran geglaubt, dass wir in Neuhausen wieder eine Schienenverbindung bekommen.“ Hacker lobte zudem ausdrücklich die Zusammenarbeit mit den SSB und den anderen Projektpartnern.
Die Straßenbahn hat in Neuhausen eine lange Geschichte. Ab dem 22. September 1929 war die Fildergemeinde ans Schienennetz angeschlossen. Aus wirtschaftlichen Gründen war der Straßenbahnbetrieb am 28. Februar 1978 vollständig eingestellt worden. Ersatzweise verkehrten ab dem 1. März 1978 drei Omnibuslinien. In seiner kurzen Ansprache vor dem Spatenstich zeigte Bürgermeister Hacker ein altes Straßenbahnschild „Stuttgart – Neuhausen“ und zurück. Das habe er von dem engagierten Bürger Rolf Altenburger bekommen, der seit frühester Kindheit Fan der Straßenbahn ist.

eli / Archivfoto: Ines Rudel


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