Kommissar Blickle ermittelt beim Tennisclub Esslingen und erwägt ein Comeback auf dem roten Sand
Es war ein heller Morgen Ende August, als Tennistrainer Steffen Herm sein Auto auf dem noch leeren Parkplatz vor dem Tennisclub Esslingen abstellte. Er unterrichtete gerne in den frühen Morgenstunden, die Ruhe, das Grün des Waldes, der rote Sand der Plätze, das Vogelgezwitscher. Der Cheftrainer des Tennisclubs trabte gedankenverloren den Weg entlang der Plätze und dachte gut gelaunt an die kommende Woche, für die er mit Gordon Motzkus einen Sport- und Freizeittag am TCE geplant hatte. Motzkus organisierte Segway-Fahrten, die Roller, die durch Gewichtsverlagerung fuhren. Pfeifend betrat er die Herrenumkleide – und prallte zurück. Dort lag ein Mann. Und der war mausetot, das sah Herm an der breiten Lache Blut um den Kopf. Daneben lag ein Tennisschläger, ebenfalls mit Blut verschmiert. Herm schluckte, ließ seine Tennistasche zu Boden gleiten und nestelte nach seinem Handy.
Bereits kurze Zeit darauf quietschten Reifen und blaues Licht blitzte auf dem sonst so ruhigen Platz an der Römerstraße. Die Spurensicherung war bereits eingetroffen und aus einem Wagen schälte sich Kommissar Horst Blickle, ganz offensichtlich noch nicht richtig wach. Umso fideler wirkte hingegen Kriminalassistentin Bettina Schnell, die behände aus dem Auto sprang und flott auf den Tatort zuhielt. Als Blickle dort ankam – er war morgens immer sehr langsam – wusste Schnell schon das Wesentliche. „Chef, der Tote wurde mit einem Tennisschläger erschlagen, hinterrücks“, unterrichtete sie ihn. Und laut Polizeiarzt Hades war die Tat in der Nacht begangen worden. Der Tote war noch nicht identifiziert. Blickle kniete und besah ihn sich genauer: Er war etwa fünfzig Jahre, wirkte trotz seiner Leichenblässe gesund und durchtrainiert. Die Mordwaffe lag neben der Leiche: Ein Tennisschläger, ein Allerweltsmodell, wie ihn jeder benutzen konnte, soweit
Blickle sah. Aber wer war der Mann? Und wen hatte er so gegen sich aufgebracht? Fragen ohne Antworten.
Blickle stand auf und wanderte etwas ziellos herum und besah sich die Anlage des Tennisclubs. Zwölf Plätze, ein Clubhaus mit großer Terrasse und eine Halle mit zwei Plätzen, die, wie er erstaunt feststellte, einen Sandboden hatten und nicht, wie er das kannte, einen Teppichboden. Auf diesem Hallenboden konnte man ja mit Outdoor-Schuhen spielen. Blickle überlegte, ob er mal wieder versuchen sollte, den Schläger zu schwingen? Am besten in der Halle, verborgen vor den Blicken anderer.
Jäh wurde er aus seinen überhaupt nicht kriminalrelevanten Betrachtungen gerissen, als Bettina Schnell ihn ansprach. Neben ihr stand Clubwirt Michele Castellana. „Chef, Chef“, sagte sie eindringlich, denn sie sah, dass Blickle immer noch träumte. „Sie sollten sich mit Signor Castellana unterhalten.“ Michele Castellana, der Wirt des TCE-Restaurants La Famiglia, reichte dem Kommissar erst einmal eine Tasse Cappuccino von einem Tablett. „Herr Kommissar, ich kenne den Mann“, sagte Castellana und deutete auf den Toten.
Der Mann hieß Rainer Krause und war erst kürzlich in den Club eingetreten. Seitdem hatte er sich schon etliche Feinde gemacht: Aus der Mannschaft Herren 50 war er rausgeflogen, weil er sich vor allem bei Auswärtsspielen unmöglich aufgeführt hatte, die Gegner beschimpft und um Punkte betrogen hatte. Überdies hatte er alle seine Matches verloren. Es soll heftige Auseinandersetzungen bis zu Handgreiflichkeiten in der Mannschaft gegeben haben.
Im Jugendtraining wiederum hatte er Eltern verärgert, wie Trainer Herm berichtete, weil er seine zehnjährigen Zwillinge für die Nachfolger von Nadal und Federer hielt. Besonders mit Peter Saar, dem Vater des sehr talentierten Nico, war er immer wieder aneinandergeraten. Krause fürchtete den Elfjährigen wohl als Konkurrenz zu seinen Zwillingen. Bei Matches von Nico brachte er den Jungen aus dem Rhythmus, bis dieser verlor. Nachdem dies öfter geschehen war, hatte der Junge wertvolle Punkte verloren, war in der Rangliste abgerutscht und aus dem Kadertraining geflogen.
Schließlich gab es da noch TCE-Mitglied Hans Sachse, den Krause, der als Anlagenberater arbeitete, so nachhaltig „beraten“ hatte, dass dieser nun ruiniert war. Das wusste Gordon Motzkus zu berichten, der gerade seine Fahrzeuge auf der TCE-Anlage für den geplanten Sport- und Freizeittag aufbauen wollte. Etliche Personen mit Motiven, dem Krause eins überzubraten, dachte sich Blickle, während Bettina Schnell das Handy am Ohr hatte, um die Einzelverhöre zu organisieren. Kurz darauf saßen sie da: Karsten Rhein, der Mannschaftsführer der Herren 50, Hans Sachs, der um sein Geld Erleichterte, und Peter Saar, der Vater von Nico. Von Castellana hatte Blickle erfahren, dass alle drei am Abend zuvor im Clubhaus waren. Sonst sei wenig los gewesen, denn es hatte geregnet.
„Ich habe mit Krause noch mal über die Finanzen geredet, wollte an seine Verantwortung appellieren, er hat nur gelacht“, sagte Sachse. „Klar, ich hasse den Kerl, aber ermordet habe ich ihn nicht.“ Wo das Gespräch stattgefunden hatte, wollte Blickle wissen. „Vor der Eingangstür“, so Sachse. „Ich wollte keine Zeugen für das Gespräch.“ Peter Saar zeigte sich milder gestimmt. „Ich habe von Vater zu Vater mit dem Mann geredet“, sagte Saar. „Krause hat mir zugesagt, meinen Nico in Ruhe zu lassen. Und ein Mord, Herr Kommissar, unmöglich.“ Das Gespräch habe in der Umkleide stattgefunden, sagte Saar. Denn er habe wegen des Regens in der Halle spielen wollen und daher seine Hallenschuhe anziehen müssen.
Karsten Rhein war immer noch wütend: „Er hat mir schon wieder Prügel angedroht, wenn ich ihn nicht mehr aufstelle. Ein schrecklicher Mensch, aber ermordet habe ich ihn nicht.“ Wo er ihn getroffen habe, wollte Blickle wissen: „In der Umkleide, dort hatte ich meinen Schläger vergessen“, sagte er zögerlich. Blickle blickte noch unschlüssig, als ihm seine Kollegin Schnell den Ellenbogen in die Seite rammte. „Chef, da lügt doch einer“, raunte sie. Da machte es endlich auch bei Blickle klick, und klick machten die Handschellen. Bei wem? Und warum? Text: bob/Foto: bul
Senden Sie die Antworten auf die Fragen an marketing@ihr-wochenblatt-echo.de bis Montag, 1. September. Unter den richtigen Einsendungen losen wir fünf Personen aus, die mit je einer Begleitperson am Sonntag, 7. September, ab 10 Uhr, einen Sport- und Freizeittag mit Tennis bei der Tennisschule Steffen Herm, Segway-Fahrten bei Gordon Motzkus und einem italienischen Büfett vom Ristorante La Famiglia beim Tennisclub Esslingen besuchen.