Stadt übernimmt Teil der Kosten

Schaden im Kemnater Hallenbad war wohl nicht versichert – Wiedereröffnung für Frühjahr geplant – Spendenaktionen

Die Stadt Ostfildern und die ehrenamtliche Hallenbad­initiative bleiben mangels Versicherung wohl auf dem Schaden sitzen, den eine defekte Leitung am ersten Weihnachtsfeiertag im Kemnater Hallenbad verursacht hat. Damals waren 160 000 Liter Wasser aus dem Becken in den Keller des Gebäudes gelaufen. Die Ursache ist mittlerweile geklärt. „Dass die Pumpe ausfiel, lag an einem Defekt in der Wasserleitung“, sagt Marcus Bienzle, der sich bei der Hallenbadinitiative um die Technik kümmert. Weil die Stadt, der das Gebäude gehört, für das Leitungsnetz offenbar keine Versicherung abgeschlossen hatte, ist der Fall in finanzieller Hinsicht nach Bienzles Worten klar. Dennoch gibt es für den Verein auch eine gute Nachricht. „Die Stadt Ostfildern wird sich an den Kosten beteiligen“, teilte der Sprecher der Stadtverwaltung, Dominique Wehrle, mit. Schon im Laufe des Frühjahrs will die Initiative das Bad in der Hagäckerstraße wieder öffnen.
Dass eine ehrenamtliche Initiative ein Hallenbad in Eigenregie betreibt, ist in der Region eine Besonderheit. Das Modell besteht in Kemnat seit dem Jahr 2005. „So haben wir die drohende Schließung des Bades abgewendet“, sagt Bienzle. Der Verein kümmere sich kontinuierlich um die Wartung der Anlagen im Gebäude. An Weihnachten sei die Pumpe kaputt gegangen, weil offenbar zu viel Wasser aus der Leitung geströmt sei, erläutert Bienzle. „Das war kein menschliches Versagen“, stellt Bienzle klar, der auch Vorsitzender des TV Kemnat ist. Obwohl die Vereinsmitglieder das Bad mit dem 25-Meter-Becken täglich kontrollierten, sei ein Großteil des Beckeninhalts in den Keller gelangt – dort sei die gesamte Technik des Bads untergebracht. Um die gewaltigen Wassermengen abzupumpen, war die Feuerwehr ausgerückt. Dass die Stadt für diesen speziellen Fall wohl nicht versichert ist, verwundert Bienzle. Nun müsse man das Beste aus der Situation machen.
Dass die Stadt sich an der Schadensregulierung beteiligen wird, steht für Dominique Wehrle außer Frage: „Wer welche Kosten übernimmt, werden wir nun mit der Initiative klären.“ Dass der Leitungsschaden die Ursache für das Auslaufen des Wassers war, bestätigt er. Weshalb die Leitungen am Gebäude nicht mitversichert sind, vermag Wehrle hingegen nicht zu beantworten. Das sei ein komplexer Fall. Ganz die Hoffnung aufgegeben hat man im Rathaus offenbar noch nicht. „Die Stadt prüft und verhandelt zurzeit noch, ob andere Versicherungen greifen“, so Wehrle. „Wichtig ist uns, dass wir jetzt alles tun, damit das Kemnater Bad möglichst schnell wieder genutzt werden kann.“
Was die Sanierung genau kosten wird, kann Marcus Bienzle noch nicht genau beziffern. Er geht derzeit von Kosten um 70 000 Euro aus, „was sich aber jederzeit ändern kann, wenn wir entsprechende Angebote bekommen“. 280 Arbeitsstunden hätten die Mitglieder der Initiative bereits jetzt in die Arbeiten am Hallenbad investiert. Bienzle ist froh, „dass wir mit den Stadträten und mit der Verwaltung in einem so guten Dialog sind“. Er ist zuversichtlich, dass der Verein die Mehrkosten für die nun anstehenden Sanierungsarbeiten schultern kann. Dennoch setzt der Verein nicht nur auf Hilfe von der Stadt, sondern will auch mit einer Spendenaktion Geld für die Arbeiten sammeln.
Katja Behringer, die zum Vorstandsteam der Initiative gehört, leitet auch die Schwimmsportabteilung des Kemnater Turnvereins: „Unsere Schwimmkurse sind sehr gut gebucht.“ Wie wichtig es ist, dass Kinder schwimmen lernen, weiß die erfahrene Trainerin.
Aus dem Lehrplan der benachbarten Pfingstweideschule sei der Schwimmunterricht nicht wegzudenken, sagt die Rektorin Christiane Brüning. Die Pädagogin und ihr Team legen an der Grundschule Wert darauf, dass die Jungen und Mädchen bald schwimmen lernen, „auch wenn das in manchen Familien nicht möglich ist“. Dass das Kemnater Hallenbad nur ein paar Schritte von der Schule entfernt ist, sei ein Privileg. „Viele unserer Kinder haben nun Angst, dass das Hallenbad schließt“, sagt Brüning. Daher hätten einige spontan ausgelesene Bücher verkauft und den Erlös gespendet. Jeden Donnerstag soll es künftig zudem einen Kuchenverkauf in der großen Pause geben.

eli / Foto: privat


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