Die Idee, den Altbacher Kreisverkehr mit einem Kunstwerk zu verschönern, ist vom Tisch – Blumen sind erlaubt

Es bleibt, wie es ist. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen in diesem Jahr schoss eine bunte Blütenpracht aus dem Boden des Altbacher Kreisverkehrs. Das ursprünglich geplante Kunstwerk für die Anlage soll nicht mehr gebaut werden. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich. Zuvor hatte die Gemeinde ein Gutachten erstellen lassen, das bei einigen Gemeinderäten für Kopfschütteln sorgte.
Ursprünglich zierte ein Ensemble aus drei Blauglockenbäumchen die Mitte des Kreisverkehrs. Doch die Bäumchen fielen dem Verkehrsgeschehen zum Opfer: Sie wurden umgefahren und mussten schließlich entfernt werden. Die Gemeinde überlegte, wie sie die Mitte des Kreisels wieder zu einem Hingucker machen könnte. Im Jahr 2020 wurde ein öffentlicher Ideenwettbewerb ausgelobt. Die drei Siegerentwürfe wurden im vergangenen Jahr ausgezeichnet. Allerdings stellte sich dann heraus, dass die zuständige Straßenbehörde keine Möglichkeit sieht, einen der Kunstentwürfe auf dem Kreisverkehr zu befürworten. Dass die Rahmenbedingungen für das Aufstellen der Kreisverkehrskunst nicht bereits vor dem Bürgerwettbewerb erörtert worden waren, rief bei vielen Menschen in Altbach Unverständnis hervor.
„Die Siegerentwürfe sind nicht realisierbar“, lautete das Fazit des Altbacher Bürgermeisters Martin Funk. Die Gemeinde hatte nach den Absagen der Verkehrsbehörde ein eigenes Gutachten erstellen lassen. Das Problem seien „starre Hindernisse“ in allen Entwürfen, wie der Ortsbaumeister Jens Korff ausführte. Es sei noch versucht worden, mit dem Erstplatzierten eine Anpassung seiner Idee zu erreichen – vergebens. Die Siegerversion sah vor, die Einbettung Altbachs mit Symbolen von Schurwald, Neckar oder der Industrie darzustellen. Ohne „starre Hindernisse“ wäre das aber kaum möglich gewesen. Es sind allerdings auf vielen Kreisverkehren in der Umgebung „starre Hindernisse“ zu finden. Die Vorschriften hätten sich in der Vergangenheit verschärft, lautete die Erklärung der Verwaltung im Gemeinderat. „Es ist fast nichts anderes möglich als eine Bepflanzung“, resümierte Funk.
Unter den Gemeinderäten sorgte der angestrebte Beschluss für teils heftige Reaktionen. „Jeder, der sich halbwegs an die Verkehrsregeln hält, kann nicht mitten durch den Kreisverkehr fahren“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Barth. Außerdem fehlten in dem Verkehrsgutachten Hinweise, auf welche Gesetze oder Vorschriften sich der Gutachter beziehe. „Das kann es nicht sein“, befand Barth. Ähnlich sah es ihr Fraktionskollege Achim Weber: „Ich halte das Gutachten für nicht aussagekräftig.“ Die vorgeschlagene Bepflanzung sei nicht das, was man gewollt habe. Der CDU-Gemeinderat Jörg Reutter meinte zu dem Gutachten trocken: „Außer Bildern ist nicht viel drin.“
Ein anderer Teil des Gemeinderates betonte, dass ein Schlussstrich unter das Thema Kreiselkunst gezogen werden solle. „Wir machen uns lächerlich“, befürchtete Manuela Feigele (UWV). Ähnlich sah es der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Euchenhofer. Es gebe in Altbach auch noch andere Themen als den Kreisverkehr. Das Gutachten halte er aber ebenfalls für nicht nachvollziehbar. Aber „wir kommen nicht weiter“.
Der Ortsbaumeister Korff erklärte, dass der Gutachter den Kreisverkehr anhand von festgelegten Kriterien bewertet habe. Diese könnten die Gemeinderäte auf Wunsch einsehen. Seit dem Jahr 2020 stünden Kunstwerke auf Kreisverkehren auf einer Negativliste. Würde Altbach nun trotz der Vorgeschichte auf die Kunst im Kreisel bestehen, würden die Gemeinde beziehungsweise der Bürgermeister haften, falls es zu einem Unfall kommt. „Dieser Haftung werde ich mich nicht stellen“, betonte der Schultes.
bra / Foto: Philipp Braitinger