Landwirte und Weingärtner leiden unter den Folgen des Aprilfrosts
Wir sind alle ziemlich niedergeschlagen“, sagt Martin Weber vom Schneckenhof in Frickenhausen und meint damit die Obstbauern. Die Frostnächte im April haben großflächig immense Schäden verursacht. Bei den Kirschen und Zwetschgen geht Weber von einem Totalausfall aus, „bei den Birnen sieht es nicht wesentlich besser aus“. Wie die Äpfel sich machen, müsse man noch abwarten – optimistisch ist der Obstbauer aber auch da nicht. Für ihn und seine Kollegen bedeutet der Ernteausfall nicht, dass sie ein gemütliches Jahr haben. „Die Kulturpflege muss weitergemacht werden, sonst haben wir nächstes Jahr auch nichts“, sagt Weber. Das heißt, mähen, düngen, Pflanzenschutz betreiben und Hageldächer bauen wie immer. Das Land hat den Bauern Hilfe zugesagt. Es will Steuererleichterungen gewähren, die Ernteausfälle sind damit aber nicht aufgefangen. Das wäre kaum bezahlbar, weiß auch Weber, „das geht ja allein in Baden-Württemberg in die Millionen“.
Jonathan Gruel, Junior vom Biolandhof Gruel in Owen, ist ganz froh, dass das Obst nur einen Teilbereich in seinem Betrieb ausmacht. Das Gemüse kam dagegen – komplett mit Vlies abgedeckt – weitgehend unbeschadet davon. Bei den Kartoffeln, die schon ausgetrieben hatten, fror das Kraut ab. Es wächst jetzt nach. „Die sind jetzt halt ein bisschen hinterher“, sagt der Jung-Landwirt.
Den Erdbeeren hat auch das Abdecken nur bedingt geholfen. Und das trotz mehrerer Lagen Vlies, sagt Gabriele Zimmermann von den Riedhöfen in Köngen. Tagsüber musste man zwecks Durchlüftung die Schutzschichten wieder entfernen, das sei sehr aufwendig gewesen. Dennoch sind „teilweise Blüten erfroren, teils auch kleine Früchte“. Trotzdem gebe es Erdbeeren, nach denen aus dem Folientunnel jetzt auch nach und nach aus dem Freiland. Einen Zeitverzug habe man aber schon.
Die Wengerter halten sich mit ihrer Einschätzung noch zurück. „Wir gehen von 50 Prozent geschädigten Trieben aus“, sagt Jochen Clauß von den Esslinger Weingärtnern. Das sei nicht unbedingt mit Ernteausfall gleichzusetzen. Wenn es jetzt gut laufe, machten die Pflanzen manches wieder wett. Dass der Frost wie dieses Mal komplett alle Lagen traf, selbst die Terrassen, die „sonst immer ein bisschen wärmer sind“, hat er allerdings noch selten erlebt. Christine Anhut, Geschäftsführerin der Weingärtnergenossenschaft Neuffen-Teck, hofft, dass die Ausfälle letztlich unter 50 Prozent bleiben. „Man muss einfach noch ein bisschen zuwarten“, sagt sie, denn auch in den Wochen nach dem Frost habe sich bei Regen und Kälte nicht viel getan.
Frostnächte im Frühjahr sind gar nicht so selten, um die Eisheiligen Mitte Mai können sie durchaus noch vorkommen. Die Auswirkungen sind dieses Jahr besonders dramatisch, weil es eigentlich schon sehr früh warm wurde und die Pflanzen sich schneller entwickelten als in anderen Jahren. Entsprechend konnte der Frost mehr Schaden anrichten, zumal offene Blüten oder Fruchtansätze viel empfindlicher sind als eine geschlossene Knospe. aia / Foto: dpa