Investition von 170 Millionen Euro – Landratsamt wird abgerissen – Künftig zwei Standorte

Wer auf der B 10 an Esslingen vorbeifährt, kann das Landratsamt nicht übersehen. Doch die Tage des grün verkleideten Verwaltungsbaus sind gezählt. Er soll abgerissen und nicht nur durch einen, sondern durch zwei Neubauten ersetzt werden: einer in Esslingen, einer in Plochingen.
Der Verwaltungsbau, der im Jahr 1978 eingeweiht wurde, hat aus heutiger Sicht eine ganze Reihe von Mängeln. Er ist zu klein, schon jetzt sind Arbeitsplätze ausgelagert und die Zahl der Beschäftigten wird den Prognosen zufolge weiter ansteigen. Der Zuschnitt der Räume entspricht nicht den aktuellen Vorstellungen und eine energetische Sanierung wäre ebenso dringend nötig wie die Ertüchtigung des Brandschutzes. Trotzdem wurde lange auch eine Sanierung des Gebäudes erwogen. Ein Gutachten des Büros Drees & Sommer gab schließlich den Ausschlag zugunsten eines, vielmehr zweier Neubauten.
„Die ursprüngliche Strategie, die Verwaltung an einem Standort zu bündeln, mussten wir aufgeben“, erklärt Peter Keck, der Pressesprecher des Landratsamtes, und nennt als Hauptgrund, dass „nicht genügend Flächen für eine Interimsunterbringung gefunden wurden“. Mit zwei Standorten besteht die Möglichkeit, zeitversetzt zu bauen, sodass ein Teil der Mitarbeiter in den ersten Neubau umzieht, bevor in Esslingen abgebrochen wird. Das vereinfacht die Sache und spart auch Kosten.
Der Plan ist folgender: Ab 2020 wird in Plochingen neben dem ehemaligen Krankenhaus – wo jetzt noch das frühere Personalwohnheim steht – ein neuer Verwaltungsbau für rund 250 Arbeitsplätze entstehen. Wenn dieser fertig ist, soll dort das jetzt in Nürtingen ansässige Ausländeramt des Kreises einziehen, außerdem das Rechts- und Ordnungsamt sowie das Straßenverkehrsamt, mit Ausnahme der Zulassungsstellen: Die werden in Esslingen und Nürtingen bleiben. Auch der Abfallwirtschaftsbetrieb und das Kreismedienzentrum sind unter diesem Dach vorgesehen.
Schon aktuell sind im ehemaligen Krankenhaus das Gesundheitsamt sowie das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt untergebracht, das Dezernat für Infrastruktur, das Vermessungsamt und das Kreisarchiv werden demnächst folgen.
Mit der Fertigstellung des Plochinger Neubaus können 2021 rund ein Drittel der Landkreis-Mitarbeiter dorthin umziehen. Erst danach wird der Altbau des Landratsamts am Esslinger Merkelpark abgerissen und die verbleibenden Mitarbeiter ziehen in Interimsquartiere in Esslingen um. Vorgesehen sind rund 300 Ausweichbüros in der Innenstadt, unter anderem im Einkaufszentrum ES und im Württemberger Hof. Bestehen bleibt der Ergänzungsbau des Landratsamts, der erst 2009 fertiggestellt war und in dem derzeit rund 370 Beschäftigte arbeiten.
Anstelle des grünen Altbaus soll bis 2025 ein neues Gebäude für rund 650 Arbeitsplätze entstehen. Auch eine Kindertagesstätte ist gemäß Kreistagsbeschluss vom Oktober vorgesehen, worüber aber noch im Zuge des Vergabeverfahrens gesprochen werden muss.
Die Kostenschätzung für das Plochinger Gebäude liegt bei rund 33,5 Millionen Euro, die für den Neubau in Esslingen bei mehr als 121 Millionen Euro. Mit den Nebenkosten wie der Interimsunterbringung steigt der Betrag nach dem derzeitigen Stand auf rund 170 Millionen Euro. Bei Baustellen dieser Größenordnung sind solche Zahlen allerdings wackelig, zumal die Baupreise sich im Höhenflug befinden.
So oder so handelt es sich um das größte Projekt in derGeschichte des Landkreises. Der Kreistag hat den Baubeschluss bereits gefasst,jetzt laufen die Vorbereitungen fürs Verfahren. Alle Arbeiten für denPlochinger Neubau will der Kreis im kommenden Jahr vergeben, für Esslingen istein Jahr länger Zeit. Man setze dabei auf „kombiniertes Planen und Bauen“, soKeck. Bei diesem Verfahren geben Architekt und Bauunternehmen ein gemeinsamesAngebot ab. Sie arbeiten also schon vor der Vergabe zusammen, wovon man sichmehr Qualität und Kostensicherheit erhofft. aia/Foto: aia