Viel Geld für die Sanierung

Von den 2,2 Milliarden Euro zur Instandhaltung der Bahn-Infrastruktur in Baden-Württemberg fließen auch Gelder in den Kreis Esslingen


Es sind gewaltige Summen, die die Bahn für die Instandhaltung ihrer Anlagen in die Hand nehmen muss. Für die kommenden fünf Jahre ist nun ein Rekordwert veranschlagt worden. Das Geld freilich bringt größtenteils der Steuerzahler auf, das haben Bahnchef Rüdiger Grube und Verkehrsminister Alexander Dobrindt Anfang dieses Jahres in einer zweiten „Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung“ (LuFV) besiegelt. Von 2015 bis 2019 stehen bundesweit 28 Milliarden Euro für die Instandhaltung der Eisenbahn-Infrastruktur zur Verfügung. Das sind acht Milliarden mehr als in der gleichen Zeitspanne davor. Eckart Fricke, der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg, bezeichnet dies als „größtes Modernisierungsprogramm der Bahn“. Und: „Die zusätzlichen acht Milliarden werden den Zustand signifikant verbessern.“ Das Programm stellt gleichwohl eine große organisatorische und logistische Herausforderung dar. Die Arbeiten werden nicht ohne Einschränkungen im Zugverkehr vonstatten gehen, auch wenn diese so gering als möglich gehalten werden sollen. 2,2 Milliarden Euro der Instandhaltungssumme – der Aus- und Neubau von Bahnstrecken und -anlagen wird anderweitig finanziert – fließen nach Baden-Württemberg. Das ist im Ländervergleich der drittgrößte Betrag – nach Bayern und Nordrhein-Westfalen. Mit 88 Millionen Euro wird der Bau einer zweigleisigen Tunnelröhre bei Pforzheim eines der größten Einzelprojekte sein. Aber auch der Landkreis Esslingen profitiert von dem Programm.

Im Rahmen der LuFV werden im Südwesten in den kommenden fünf Jahren 1920 der 3400 Kilometer Schienen und 1100 Weichen erneuert. Dazu kommen nach den derzeitigen Planungen 82 Brücken, drei Tunnel sowie neue elektronische Stellwerke. Um die Beeinträchtigungen für den Zugverkehr möglichst klein zu halten, werden die Maßnahmen in einem Streckenbereich möglichst gebündelt. So wirkten sich etwa nicht zu vermeidende Totalsperrungen von Strecken nicht mehrmals gravierend aus, sagt Christian Becker, Leiter Vertrieb und Fahrplan im DB-Regionalbereich Südwest. Becker sagt aber auch: „Es wird zu Ausfällen und Einschränkungen kommen.“ Vielerorts wird dann ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Neben dem neuen Pforzheimer Tunnel, der einen mehr als 150 Jahre alten ersetzen wird, laufen in diesem Jahr bereits weitere große Projekte an: Gleise und Weichen werden im Bereich Mannheim von Februar bis April 2015 für neun Millionen Euro, zwischen Radolfzell und Konstanz von März bis April für acht Millionen Euro, im Abschnitt von Bietigheim-Bissingen nach Kornwestheim von März bis Juli für 19 Millionen Euro und für die gleiche Summe zwischen Bietigheim-Bissingen und Bad Friedrichshall/Jagstfeld (Juli bis November), auf der Höllentalbahn zwischen Freiburg und Hinterzarten (fünf Millionen Euro) und auf der Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart zwischen Kraichtal und Zuffenhausen von September bis November für elf Millionen Euro erneuert. Für etliche weitere Projekte lässt sich die Verwirklichung noch nicht terminieren, bei einigen wird jetzt erst das Planfeststellungsverfahren angestoßen.

Vieles wird auch an den Bahnhöfen angepackt. „Die neue LuFV unterstützt uns in nie dagewesenem Umfang“, verdeutlicht Sven Hantel, der Chef über die Bahnhöfe im Südwesten. Hantel spricht von 539 Maßnahmen an 113 Stationen in den kommenden fünf Jahren, wobei die Barrierefreiheit einen großen Teil der Arbeiten ausmacht. Allein auf der Gäubahn werden fünf Bahnhöfe modernisiert. In die Modernisierung der Energieversorgung für den Zugverkehr fließen bis 2019 fast 180 Millionen Euro. Bei der Fülle der Aufgaben wird klar, dass eine enge Koordinierung und eine strikte Bauplanung unabdingbar sind. Bundesweit wird teilweise an 850 Baustellen gleichzeitig gearbeitet. „Das ist eine enorme Herausforderung“, sagt Fricke. Die Bahn wird im Vorfeld der einzelnen Projekte detailliert über die jeweiligen Auswirkungen informieren.        Ch

 

Instandhaltungsarbeiten an Schienen und Bahnhöfen im Landkreis Esslingen

Im Sommer dieses Jahres werden zwischen Bad Cannstatt und Esslingen laut einem Sprecher der Bahn Lärmschutzwände errichtet. Unter die 21 „Knotenbahnhöfe“, die landesweit modernisiert werden, fallen auch Plochingen und Esslingen. In Plochingen sollen an den Mittelbahnsteigen Aufzüge eingebaut werden. Derzeit laufen erste Gespräche mit der Stadt, ein Baubeginn lässt sich noch nicht genau terminieren. Derlei Barrierefreiheit gibt es in Esslingen bereits. Doch wird der Begriff weiter gefasst. Und so werden dort wie in Plochingen die Bahnsteige erhöht. „Damit wird auch das Einsteigen in die Züge barrierefrei möglich sein“, sagt der Sprecher. Derzeit werden auch in Oberesslingen und Zell Aufzüge zu den Bahnsteigen gebaut – wenngleich aus einem anderen als dem LuFV-Topf finanziert. Mit dem Geld des neuen Programms werden dort zudem die Beläge der Bahnsteige erneuert. Dies beinhaltet auch eingelassene Streifen als Leitsystem und Hinweistafeln in Brailleschrift an den Aufgängen, damit sich Blinde besser zurechtfinden. Von den Millioneninvestitionen in das Stromnetz der Bahn fließt ein Teil in eine Trafostation in Plochingen. Im Sommer und Herbst 2016 ist anvisiert, in umfangreichen Arbeiten Gleise und Weichen auf der Strecke nach Metzingen auszutauschen. Dies wird auch in den Bahnhofsbereichen Nürtingen und Plochingen geschehen. Auch dabei werde es „Einschränkungen im Zugverkehr geben“, sagt der Bahn-Sprecher. Foto: bul


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