Wald wird zu illegaler Müllhalde

Bei Ausflügen vor der Haustür verhalten sich nicht alle rücksichtsvoll – Selbst Sperrmüll wird im Forst entsorgt

Der Wald hat in der Coronazeit eine Renaissance als Naherholungsgebiet erlebt. Die Menschen zieht es verstärkt in die Natur – um den Kopf freizubekommen, Sport zu treiben oder Ruhe zu genießen. Auch in den Revieren des Landkreises Esslingen ist laut der Kreisforstamtsleiterin Cordula Samuleit ein „erhöhtes Besucheraufkommen“ zu verzeichnen. Doch der Boom hinterlässt Spuren. Das größte Problem sei der Müll. „Es hat während Corona stark zugenommen und ist nicht mehr auf das Vor-Corona-Niveau gekommen.“ Etwa im Bereich von Grillplätzen werde jede Menge Abfall hinterlassen, Reste vom Picknick, Verpackungen, Getränkedosen und Taschentücher. Zudem sei „spürbar mehr Sperrmüll abgeladen“ worden. „Vermutlich, weil die Menschen ihre Haushalte entrümpelt und durchsortiert haben.“ Warum Möbel, Elektrogeräte und andere Dinge aber im Wald, „zum Teil weit abgelegen von Straßen und gerne in tiefen Klingen entsorgt werden, das bleibt uns unverständlich“, sagt Samuleit. Schließlich verfüge jeder Haushalt über Sperrmüllkarten, die eine kostenlose Abgabe ermöglichen. Im Wald könne schon der kleinste Abfall für Tiere lebensgefährlich sein.
Auch mit Zerstörungswut sieht sich die Kreisforstverwaltung konfrontiert. So sei im Wald in Plochingen der Glaskasten einer neuen Informationstafel zerschlagen worden. An einer Grillstelle im Revier Leinfelden-Echterdingen seien neuen Holztische beschädigt worden. Auch Graffiti-Schmierereien an Schildern und Schranken gibt es laut Samuleit immer wieder. Welche Kosten damit verbunden sind, solche Schäden zu beseitigen, weiß das Kreisforstamt nicht, „da der Schaden von den Waldbesitzern, also meist von den Kommunen, getragen wird“. Auch komme es häufiger vor, dass Autos durch den Wald fahren – was zum Schutz von Flora und Fauna verboten ist. Weil nicht überall Schranken stehen und die Einfahrt in die Wälder so einfach ist, sind entlang der Forstwege auch immer wieder abgestellte Autos zu sehen.
Als Begründung würden ertappte Fahrer meist angegeben, sie hätten „im Schatten parken“ wollen, erzählt die Forstamtsleiterin. „Lastwagen fahren gerne mal 300 Meter in den Wald rein.“ Oft seien Fahrten im Wald mit Bequemlichkeit oder Gedankenlosigkeit zu erklären. „Oder mit der illegalen Entsorgung von Müll“, sagt Samuleit. Egal, was der Grund ist: Dieses Fehlverhalten kann teuer werden. Für unberechtigtes Fahren im Wald mit Kraftfahrzeugen jeder Art wird wie für das Abstellen von Autos ein Bußgeld fällig. Ausgenommen sind Waldarbeiter, Förster und Jäger, die vor Ort arbeiten. „In den letzten zwei Jahren wurden Strafen zwischen 30 und 500 Euro verhängt.“
Empfehlungen für das richtige Verhalten hat das Kreisforstamt in einem „Waldknigge“ zusammengefasst. Darin heißt es unter anderem, man solle auf den Wegen bleiben, leise sein, nicht rauchen und die Natur bewahren. 

Info: Blick in den Waldknigge: www.landkreis-esslingen.de

eh / Foto: dpa


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert