Ertragreiche Erde wird in Scharnhausen ab- und in Ruit aufgetragen – Ausgleich für neues Gewerbegebiet

Am westlichen Ortsrand des Ostfilderner Stadtteils Scharnhausen wird derzeit die Erschließung eines neuen Gewerbegebiets vorbereitet. Das Areal wird bisher noch landwirtschaftlich genutzt, der Boden weist eine hohe Qualität auf. Um ihn nicht zu verlieren, wird er nun abgegraben und südlich von Ruit auf bislang wenig ertragreichen Ackerflächen ausgebracht.
Gewerbeflächen sind auf den Fildern ein rares Gut. Wie in den anderen Kommunen steht der Flächenbedarf auch in Ostfildern zudem in Konkurrenz mit der Landwirtschaft, zumal es sich in der Regel um hochwertigen und sehr ertragreichen Ackerboden handelt. Dies trifft auch auf die Ebene am Westrand Scharnhausens zu. Dort wird derzeit die Erschließung einer drei Hektar großen Erweiterungsfläche für das Gewerbegebiet „Unter dem Plieninger Weg/Scharnhausen-West“ vorbereitet.
Wie Ostfilderns Erster Bürgermeister Rainer Lechner sagt, musste die Stadt wegen des Eingriffs in die Agrarlandschaft Ausgleichsmaßnahmen treffen. Um die ertragreiche Erde nicht zu verlieren, wurde bei einem Gutachter ein sogenanntes Bodenmanagementkonzept beauftragt. „Wir müssen schauen, was mit dem wertvollen Oberboden passiert. Der Gutachter hatte den Auftrag zu prüfen, wo im Stadtgebiet Böden mit minderer Qualität sind, wo also eine Bodenverbesserung möglich ist“, beschreibt Lechner.
Zudem sollten die Ackerflächen, auf die die Erde umgesetzt werden kann, möglichst nicht weit vom Abtragungsort entfernt liegen, um weite Transportwege zu vermeiden. Nachdem geeignete Flächen mit minderer Bodenqualität identifiziert waren, folgten Gespräche mit Eigentümern und Pächtern. Und schließlich wurden Verträge mit den Bewirtschaftern abgeschlossen.
Den Auftakt der Umzugsaktion für den Ackerboden bildeten die ersten Arbeiten für die Erschließung des Gewerbegebiets. Dafür müssen zunächst zwei große Stromleitungen, die bislang über das Areal verlaufen, in den Boden verlegt werden. Zur Vorbereitung des Baus der Stromtrasse wurde nun in der vergangenen Woche auf dem Areal die Erde rund 50 Zentimeter tief abgetragen. Etwa 5000 Kubikmeter Ackerboden wurden nach und nach ausgebaut, auf Anhänger verladen und von Traktoren auf eine Ackerfläche südlich des Sportgeländes Talwiesen in Ruit geschleppt. Dort wurde die Erde abgekippt und mit einer Planierraupe flächig auf dem Acker verteilt.
Zwar wäre der Transport mit Kipplastern zügiger möglich gewesen, doch dies hätte mehr Schaden als Nutzen gebracht. Um einen möglichst geringen Druck auf den neuen Ackerboden zu erzeugen, kamen nur Schlepper und Anhänger mit Ballonbereifung zum Einsatz. Das Verteilen der Erde auf der Fläche wurde mit einer speziellen Raupe mit überbreiten Ketten bewerkstelligt.
Der Großteil dieser Aktion ist nun erledigt, die Erdverkabelung der Stromleitungen soll im Juni starten. Die Landwirte in Ruit müssen nun drei Jahre lang mit Einschränkungen leben, sagt Lechner. Auf den aufgewerteten Flächen müssten zunächst tief wurzelnde Pflanzen wachsen, um eine gute Durchmischung des alten mit dem neuen Boden zu erreichen. Erst danach können die Flächen frei bewirtschaftet werden. pst / Foto: pst