Baggerbiss für neue Sporthalle am Berufsschulzentrum in Esslingen-Zell
Es war Landrat Heinz Eininger selbst, der die erste Baggerschaufel in den Boden rammte: Der Bau der neuen Sporthalle am Beruflichen Schulzentrum in Esslingen-Zell hat begonnen. Damit geht eine lange Durststrecke für den Sport zu Ende, denn in den drei Turnhallen der beruflichen Schulen im Landkreis Esslingen haben Flüchtlinge gewohnt.
Die neue Sporthalle in Zell soll im September 2019 fertig sein, pünktlich zum neuen Schuljahr soll dort wieder Sport unterrichtet werden. Das Projekt kostet 5,3 Millionen Euro, darin enthalten sind die Abbruchkosten der alten Halle in Höhe von 215 000 Euro. 600 000 Euro der Baukosten übernimmt das Land. Die Halle bekommt drei Felder, ein viertes Feld anzulegen ist eine Option. Allerdings rechnen schon jetzt alle Beteiligten damit, dass es Kostensteigerungen geben wird. Eigentlich war alles anders geplant.
Vor vier Jahren sollte die alte Turnhalle bei der Schule saniert werden. Für die Sommerferien waren die Handwerker bestellt, die den Boden erneuern sollten. Dann ging alles ganz schnell, erinnert sich der Schulleiter der Käthe-Kollwitz-Schule, Thomas Fischle. In seinem Urlaub im Allgäu erreichte ihn im August 2014 der Anruf aus dem Landratsamt. Der Kreis stand unter enormem Druck, Flüchtlinge unterzubringen, sodass die Kreissporthallen ins Visier rückten. Fischle und seine Kollegen in den Berufsschulen hatten keine Wahl. Den ursprünglich beauftragten Handwerkern wurde abgesagt. Die Umbauarbeiten für die Belegung mit Flüchtlingen mussten schnell durchgezogen werden, während der neue Boden, der bereits vor der Halle lagerte, wieder abgeholt wurde. Bis zu 137 junge Menschen lebten dann in der Halle. Der Schulleitung ist es gelungen, die Flüchtlinge auch zu betreuen und ihnen zusätzliche Deutschkurse anzubieten. Das Büfett anlässlich des Baggerbisses stammte denn auch von Flüchtlingen aus Hauswirtschaftsklassen.
„Das Engagement der Lehrerschaft und auch der Eltern war enorm“, sagt Fischle heute, der nicht verhehlt, dass es auch andere Stimmen gab – nämlich solche, die das Schulzentrum abfällig „Flüchtlingsschule“ nannten.
Der Sportunterricht der Schulen allerdings litt: Nicht jede Stunde konnte abgehalten werden. Hilfe kam von der Stadt Esslingen, die den Sportunterricht, so weit es ging, in ihren Hallen ermöglichte. Heute sind die Transportkosten zu diesen Hallen noch ein Streitpunkt zwischen dem Land und dem Kreis. Landrat Eininger: „Wir bestehen auf der Kostenerstattung.“ Nachdem der große Ansturm der Flüchtlinge versiegt war, stand auch fest, dass die ursprünglich geplante Hallensanierung teurer werden würde als ein Neubau. bob / Foto: bob