Die Esslinger Stadtverwaltung befragt 5000 zufällig ausgewählte Bürger nach Wünschen und Kritikpunkten

Wie zufrieden sind Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Esslingen? Sehen Sie Handlungsbedarf bei der Reduktion der Mieten? Wie bewerten Sie das Image Esslingens? Es sind Fragen wie diese, die im Rahmen der groß angelegten, repräsentativen Bevölkerungsbefragung „ESfragt“ beantwortet werden sollen. Damit will sich die Stadt einen Überblick über die Zufriedenheit ihrer Bürgerinnen und Bürger sowie über ihre Wünsche und Nöte verschaffen.
Los geht es in dieser Woche. An 5000 Esslingerinnen und Esslinger ab einem Alter von 18 Jahren – automatisch und nach dem Zufallsprinzip ausgewählt – werden die Fragebögen verschickt. Die Umfrage ist repräsentativ im Hinblick auf Alter und Geschlecht. Sprich: Was diese Kriterien angeht, entspricht die Stichprobe der Teilnehmenden der Verteilung in der gesamten Stadtbevölkerung. Beantwortet werden können die Fragen je nach Vorliebe entweder direkt auf dem Papier oder auch digital. Einsendeschluss ist der 2. April.
Oberbürgermeister Matthias Klopfer hofft auf tiefere Einblicke in die Befindlichkeiten der Esslinger. „Wir wollen erfahren, was die Menschen bewegt und Konsequenzen daraus ableiten“, sagt er. Es werde sicher spannend, welch unterschiedlichen Blicke auf die Stadt die verschiedenen Altersgruppen hätten oder wie das Thema Verkehr von verschiedenen Seiten eingeschätzt werde. Die Ergebnisse seien auch für die einzelnen Dezernate und Fachämter interessant – wenngleich vieles wohl zunächst nur als Erkenntnisgewinn dienen werde, aus dem nicht sofort konkreter Handlungsbedarf abgeleitet werden könne.
Klopfer ist überzeugt davon, dass die Ergebnisse der Befragung dem Rathaus nützen. „Faktenbasierte Politik ist sehr gut“, findet er. Gleichzeitig sei klar, dass die Umfrage nur eines von mehreren Kriterien sein könne, aufgrund derer politische Entscheidungen in der Stadt getroffen werden könnten. Aber: „Die Befragung ist der Start für eine dauerhafte Aufgabe.“ Denkbar seien regelmäßige Wiederholungen einer solchen Umfrage – gegebenenfalls mit wechselnden Fragekatalogen zu bestimmten Themen wie etwa Klimaschutz oder Mobilität.
Das hält auch Miriam Reiner-Henrich durchaus für sinnvoll. Sie ist Kommunalstatistikerin im Esslinger Rathaus und hat „ESfragt“ konzipiert. Andere Städte wie Stuttgart oder Heidelberg praktizierten solch regelmäßige Erhebungen seit vielen Jahren, berichtet Reiner-Henrich. Sie wisse, dass die Ergebnisse der Umfragen dort etwa bei der Priorisierung von Projekten eine Rolle spielten. So könne sie sich das auch in Esslingen vorstellen.
Prinzipiell komme den Meinungen und Einschätzungen der Esslingerinnen und Esslinger in Zeiten, in denen enge finanzielle Spielräume kommunalpolitische Entscheidungen wesentlich beeinflussten, eine besondere Bedeutung zu, heißt es aus dem Rathaus. Mit Hilfe der Befragung könne man Zufriedenheit messen, Qualitätsurteile abfragen, Bedarf aufdecken und empfundene Defizite offen legen. Dies versetze den Gemeinderat und die Verwaltung in die Lage, die begrenzten Ressourcen noch stärker zielgerichtet einzusetzen.
In der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses wurde die Umfrage generell begrüßt. „Das ist eine klasse Idee“, betonte etwa Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler, und brachte damit die Haltung vieler Ratskollegen auf den Punkt. Lediglich einige Formulierungen wünschte sie sich bürgernäher. Zudem kam die Frage auf, ab wann das Projekt als erfolgreich gelte und wie man im Anschluss mit den Ergebnissen umgehen wolle.
Ein konkretes Prozedere für den Umgang mit den neuen Erkenntnissen gibt es laut Klopfer noch nicht. Über die Interpretation der neu gewonnen Daten müsse im Nachgang erst noch diskutiert werden. Und was den Rücklauf angeht, so hofft die Kommunalstatistikerin Reiner-Henrich auf rund 1000 Teilnehmende – also etwa 20 Prozent der Angeschriebenen. Wenn das klappe, könne man mit den Ergebnissen auch wirklich etwas anfangen, sagt sie.
meb / Foto: Roberto Bulgrin