Wo sich das Groppenbaby wohlfühlt

Neue Broschüre über Gewässergüte im Landkreis: Drei Viertel aller Flüsse sind in gutem Zustand – 29 Lernorte eingerichtet
Wo sich das Groppenbaby wohlfühlt

Wie sauber sind unsere Gewässer? Welche Lebensformen tummeln sich im Wasser? Wo muss die Wasserqualität verbessert werden? Eine neue Broschüre unter dem Titel „GewässErLeben“ hat kürzlich das Landratsamt Esslingen herausgegeben. Grundlage bildet die erste derartige Untersuchung seit 20 Jahren. Das Ergebnis fällt positiv aus: Bis auf wenige Ausnahmen hat sich die Gewässerqualität verbessert. Mit der Broschüre stellt das Landratsamt auch 29 Lernorte für Schulkinder im Landkreis vor.

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen an Flüssen und Bächen durchgeführt und erhebliche Mittel für eine noch effizientere Abwasserbehandlung aufgewendet. Auf die Qualität der Bäche und Flüsse haben sich diese Maßnahmen positiv ausgewirkt. Im Jahr 2015 sind mit Geld der Kommunen im Kreis, aus Mitteln der Glücksspirale sowie vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg umfangreiche Untersuchungen an Flüssen und Bächen im Landkreis durchgeführt worden. Insgesamt wurden dazu 175 Stellen in 102 Fließgewässern auf die Makrozoobenthosfauna untersucht. Damit sind die wirbellosen Organismen gemeint, die man auf dem Boden der Gewässer findet.

Wie man solche Untersuchungen durchführt, demonstriert die Landschaftsökologin Sarah Löber von der Agentur Büro am Reichenbach in der Ortsmitte hinter dem Rathaus Reichenbach. Die Wasserexpertin wirbelt Bachwasser auf und lässt es einen Köcher passieren. Darin sammeln sich allerlei Organismen, die sie in eine Weißschale kippt. Es wuselt und lebt: ein Bachflohkrebs, eine Schnecke, Larven von Eintagsfliegen, eine Babygroppe  – die Organismen im Wasser geben einen guten Eindruck von der Qualität des Reichenbachs in der Ortsmitte.

Bei den tatsächlichen Untersuchungen zur Broschüre hat Löber die Wasserproben ins Labor geschickt, wo sie untersucht wurden.

„Das Ergebnis der Gewässergüteuntersuchung 2015 ist, kurz zusammengefasst, positiv: Knapp drei Viertel der jetzt untersuchten  Gewässerabschnitte sind in einem guten oder sehr guten  ökologischen Zustand“, zieht die Erste Landesbeamtin des Landkreises Esslingen, Marion Leuze-Mohr, Bilanz.

Aber es gibt auch„dunkle“ Flecken auf der Gewässerkarte. Vor allem auf den Fildern fließt Wasser, das in einem „mäßigen“ oder „unbefriedigenden“ ökologischen Zustand ist. Industrie und intensive Landwirtschaft sind die Gründe, wenn Gewässer wie die Körsch auf den Fildern, der Humpfenbach in Nürtingen, der Baumbach und der Föllbach als Aich-Zuflüsse, der Bodenbach bei Wernau und der Jauchertbach im Süden von Kirchheim als abschnittsweise „defizitär“ bezeichnet werden. Richtig gut sprudelt es im Reichenbach, an den Gewässern im Siebenmühlental und an der Schaich, ebenso an der Lauter oberhalb von Lenningen, an den Lindach-Zuflüssen am Trauf der Alb und an den Flüssen und Bächen, die auf dem Schurwald im Wald verlaufen.

Die gewonnenen Daten sollen als Entscheidungshilfen für Planungen und wasserrechtliche Entscheidungen dienen: Zum Beispiel um Kläranlagen neu zu bauen oder bestehende auszubauen, um Regenrückhaltebecken anzulegen oder um das Flussufer umzugestalten. Bei der Vorbereitung zur Broschüre sind 29 geeignete Lernorte am Gewässer ausgewiesen worden. Dort könnten nach Vorstellung von Beate Baier vom Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Landratsamt Esslingen Schulklassen und andere Gruppen auf eigene Faust das Wasser untersuchen – nach dem Motto „Gewässer erleben“. „Man benötigt noch nicht einmal eine besondere Ausrüstung“, sagt Baier. „Mutters Küchensieb tut es auch.“

Die 29 Lernorte sollten nur mit pädagogischer Begleitung aufgesucht werden. Baier: „Die Broschüre sollte in Erzieherkreisen verbreitet werden.“ Die Orte liegen im gesamten Landkreis, in größeren Orten sind es mehrere. So kann man in Esslingen an zwei Stellen am Hainbach lernen, in Kirchheim gleich an fünf Stellen an der Lauter, der Lindach, am Talbach, am Trinkbach und am Sairbach. Dreimal die Körsch gibt es in Ostfildern zu erkunden, in Nürtingen stehen Tiefenbach und Neckar an. Neben dem Reichenbach kann man in Reichenbach auch am Lützelbach forschen.      bob

Info: Lernorte sowie Broschüre und Gewässerkarte sind unter www.landkreis-esslingen.de/Wasserwirtschaft, Bodenschutz, Gewässerökologie, Gewässergüte abrufbar und herunter zu laden.

Foto: bob


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