Wernauer Sportvereine wegen Corona ohne die formal notwendigen Beschlüsse – Projekt um ein Jahr verschoben

Aus der geplanten Verschmelzung der vier Wernauer Sportvereine wird dieses Jahr nichts mehr. Damit verzögert sich auch das Projekt Sportpark im Neckartal um mindestens ein Jahr. „Das wirft uns völlig zurück“, bedauert der Vorsitzende des Turn- und Sportvereins (TSV), Manfred Leutz.
Der Handballclub (HC), der Tennisclub und die Wernauer Sportfreunde (WSF) schlüpfen unters Dach des TSV, der schon jetzt der größte Verein in der Stadt ist. Dieser gibt sein Gelände auf dem Kehlenberg auf und zieht ins Tal, wo die bestehenden Sportanlagen umstrukturiert und zum modernen Sportpark erweitert werden.
Keine Hauptversammlungen
Das ist nach wie vor der Plan, der eigentlich in einer Bürger-Info am 31. März hätte vorgestellt werden sollen. Diese wurde aber aufgrund der Corona-Beschränkungen abgesagt. Ebenso haben die Vereine ihre außerordentlichen Hauptversammlungen, auf denen sie Ende Juni die formalen Beschlüsse ihrer Mitglieder für den Zusammenschluss einholen wollten, abgeblasen.
Einfach um ein paar Monate ins zweite Halbjahr verschieben kann man das Prozedere aber auch nicht, denn zum Termin des vertraglichen Zusammenschlusses müssen alle Vereine einen Jahresabschluss vorlegen, der nicht älter als ein halbes Jahr ist. Folglich verschiebt sich alles um ein ganzes Jahr.
Das Ziel „Verschmelzung“ wird aber weiterverfolgt. Oliver Bartsch, Vorsitzender des WSF, sieht eine große Entlastung, wenn nicht mehr in vier, sondern nur noch in einem Verein die Ämter besetzt werden müssen. Damit haben die Sportfreunde schon seit längerem ihre Probleme. „Das Vereinsleben wird von wenigen Schultern getragen, und diese Schultern werden immer älter“, sagt er. Wenn sich die Arbeit im Großverein besser verteilen würde, mache sie auch Spaß.
Für den TSV sind fehlende Kapazitäten bei den Sportanlagen ein wichtiges Argument. „Wir haben in Wernau ein Problem mit den Hallen“, sagt Manfred Leutz. Besonders davon betroffen seien beim TSV die Turner und die Abteilung „Fit und gesund“, aber auch bei anderen seien die Trainingszeiten knapp. Im Rahmen des Sportparks ist eine kleinere Halle mit festen Geräten für die Turner geplant, was in der bestehenden Neckartalhalle Luft für andere Sporttreibende schaffen würde. Die zeitliche Verzögerung sei da schon schmerzlich, sagt Leutz. Zumal niemand weiß, ob die kommunalen Finanzen nach Corona das Projekt Sportpark überhaupt erlauben.
Für die Handballer sei die Verschiebung kein Beinbruch, sagt ihr Vorsitzender Markus Mangold: „Wir treten eben noch mal als HC Wernau an.“ Aber die fehlenden Hallenkapazitäten kennt auch er. Aktuell in der Corona-Krise haben die Handballer beim WSF angefragt, ob sie draußen auf einem seiner Spielfelder trainieren könnten. Ebenso hätten die Volleyballer vom TSV Interesse am Training im Tal, berichtet Bartsch. Andere Abteilungen kooperieren schon länger, so die Tennisspieler und die Fußballer, die mittlerweile allesamt in die Mannschaften des TSV integriert sind und auf dem Kehlenberg kicken.
Auch kritische Stimmen
An vielen Stellen hat man sich also schon angenähert. Kritische Stimmen gibt es zwar auch: Bei den Sportfreunden, in denen es nun noch die Abteilungen Kegeln, Tischtennis und Breitensport gibt, gegen die Aufgabe ihres Namens; beim TSV gegen die Aufgabe des Geländes. Allerdings haben die TSV-Mitglieder bei der Hauptversammlung im vergangenen Jahr mehrheitlich klare Signale in Richtung Zusammenschluss gegeben.
Und man gebe den Kehlenberg erst dann auf, wenn man unten im Tal etwas Besseres bekomme, betont Leutz. Für die Vorstände steht jedenfalls fest, dass die Zukunft in einem gemeinsamen Verein liegt. aia / Foto: Stadt Wernau