Nach langer Planungszeit entstehen im Ostfilderner Stadtteil mehr als 120 Wohnungen – Manche Anwohner skeptisch

Im Osten des Ostfilderner Stadtteils Parksiedlung tut sich etwas. Rund zwölf Jahre nach den ersten Diskussionen nimmt das Baugebiet Parksiedlung Nord-Ost zwischen Danziger und Breslauer Straße Fahrt auf. Dort werden in den kommenden 30 Monaten fünf viergeschossige Häuser entstehen. Mitte 2024 sollen die ersten Bewohner einziehen.
Es geht derzeit eng zu in der Danziger Straße. Parkplätze auf der nördlichen Straßenseite sind abgebaggert, ein Bauzaun sperrt die Grube ab, die sich dort einige Meter tief auftut. Während sich Raupen durch die Erde wühlen, mancherorts der Untergrund verdichtet wird, schieben sich auf der Straße Lastwagen heran und warten darauf, mit dem Aushub beladen zu werden. „Wir realisieren das Projekt abschnittsweise von Osten her. Derzeit wird das Gelände für die Baugrube modelliert, gleichzeitig wird an der Hangsicherung gearbeitet. Dann können wir an den Rohbau der Tiefgarage und die Pfahlgründung für die Häuser gehen“, sagt Achim Geisbauer, der Geschäftsführer des Bauträgers Hofkammer-Projektentwicklung.
Im Gemeinderat sowie zwischen Anwohnern und der Verwaltung herrschte jahrelang Zwist. Zwar war die Notwendigkeit, in der Parksiedlung weiteren Wohnraum zu schaffen, unbestritten, zumal sich das Gelände auf dem lange brachliegenden Grundstück einer ehemaligen Gärtnerei am Hang zum Neckartal als unkompliziert für eine Erschließung anbot. Bewohner sorgten sich jedoch vor einem starken Andrang auf die öffentlichen Stellplätze. Zudem wurde ein Verlust an Wohnqualität, Aussicht und Grünflächen sowie Verschlechterung der Frischluftzufuhr durch die Bebauung befürchtet. Der Streit ging bis zum Verwaltungsgerichtshof Mannheim, der den Plan wegen unzureichenden Lärmschutzes kippte.
In der Folge beschloss der Gemeinderat mit großer Mehrheit einen zweiten, substanziell veränderten Bebauungsplan. Nun werden statt der einst geplanten Häuserzeilen fünf viergeschossige Häuser errichtet. Sie sollen über einer Tiefgarage mit 147 Stellplätzen gebaut werden und dank entsprechender Modellierung des Geländes den Ausblick kaum trüben. Es entstehen 124 Wohnungen – sieben mehr als ursprünglich. Der größte Teil des Geländes bis zur Breslauer Straße hinab soll unbebaut bleiben. Dort soll ein Grünzug etwa in Form einer Obstwiese entstehen. Die Grünfläche wird 8345 Quadratmeter umfassen, ein erheblicher Zugewinn gegenüber den zunächst vorgesehenen 3150 Quadratmetern. Öffentliche Parkplätze sollen nicht verloren gehen. Entlang der Danziger Straße werden künftig knapp 60 Parkplätze zu finden sein, einige mehr als zuletzt. Der Gastronomiebetrieb an der Breslauer Straße erhält die Möglichkeit, 28 Parkplätze einzurichten.
Nicht alle Anwohner sind von den Arbeiten entzückt. Einer, der seinen Namen nicht gedruckt sehen will, fürchtet, dass derzeit versucht werde „Tatsachen zu schaffen, die später schwer umkehrbar gemacht werden können“. Wie Monika Bader, Baubürgermeisterin der Stadt Ostfildern, indes bestätigt, ist der Bebauungsplan bereits seit etwas mehr als einem Jahr rechtskräftig. Die einzelnen Bauabschnitte würden nach und nach freigegeben. „Ende Februar wurde erstmals eine Teilbaufreigabe erteilt, zuletzt folgte eine Teilbaufreigabe für den Baugrubenverbau, die Bohrpfahlgründungen und die Tiefgarage“, sagt Bader. Für Mitte 2022 sei der Bau eines Stauraumkanals, eines Sammelkanals für Regenwasser mit großem Querschnitt, in der Danziger Straße geplant.
„Derzeit sind Baulärm und Schmutz auf der Straße sicher eine Belastung für die Anwohner. Wir verstehen, dass es manche ärgert. Aber die Kehrmaschine ist den ganzen Tag über im Einsatz, und bald schon gehen wir in den Rohbau, dann wird auch der Lärm von der Baustelle erträglich“, sagt Achim Geisbauer, der eine überschaubare Bauzeit verspricht.
pst / Foto: Peter Stotz